Zurück zu Projektliste
Meere und Küsten

WWF Geisternetze – Wege zu einer Dauerlösung für die deutschen Meere

Mecklenburg-Vorpommern
Seit 2014 entwickelt der WWF Deutschland im Büro Ostsee Lösungen für die Suche, Bergung und Verwertung von verlorenen Fischereigeräten, sogenannten Geisternetzen. Diese Netze bedrohen die Biodiversität der Meere, indem sie Meeressäuger, Seevögel und Fische sinnlos weiterfangen und sich langsam zu Mikroplastik zersetzen. Mit Schallwellen kann der Meeresboden besonders effektiv kartiert werden, um Geisternetze am Meeresgrund aufzuspüren. Da gesunde Meere und Küstengewässer eine Landes- und Bundesaufgabe sind, führt der WWF mit Unterstützung der Umweltministerien in Mecklenburg-Vorpommern (2021-2023) und Schleswig-Holstein (seit 2024) Pilotprojekte durch, in denen Empfehlungen für die Verstetigung der Suche, Bergung und Entsorgung von verlorenen Fanggeräten entwickelt werden. Dies schafft die Grundlage, dass Behörden die Verantwortung dafür übernehmen, die Gefährdung durch Geisternetze auf marine Ökosysteme einzuschränken. Darüber hinaus hat der WWF die GhostDiver App ins Leben gerufen, damit Taucher Geisternetze melden und Verdachtsstellen bestätigen können. Im nächsten Schritt soll eine KI Plattform ermöglichen, Schallkarten von Behörden, Forschungsinstituten und Firmen auf Geisternetze hin zu untersuchen. Die WWF Methodik wird mittlerweile international von Partner-Organsationen rund um die Ostsee und im Mittelmeer angewendet. Das Projekt sensibilisiert die Öffentlichkeit und Politik für die Problematik verlorener Fanggeräte in den deutschen Meeresgewässern und weltweit.
Netzbergung mit Fischkutter, WismarbuchtFoto: Andrea Stolte, WWF

Details

Projektträger:
WWF Deutschland
Adresse:
Neuer Markt 2
18439 Stralsund
Förderprogramme:
PreZero Stiftung & Co. KG (Grundfinanzierung des Projekts von 2015 bis heute), Landesförderinstitut Mecklenburg-Vorpommern, Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Landesamt für Landwirtschaft und nachhaltige Landentwicklung des Landes Schleswig-Holstein, Ministerium für Energiewende, Klimaschutz, Umwelt und Natur des Landes Schleswig-Holstein, EURENI, Baltic Sea Region INTERREG MARELITT Baltic, BMUV, UBA, PCL, NUE/BINGO.
Kooperationspartner:
siehe Liste der am Projekt beteiligten Partner (keine direkten Umsetzungs-Kooperationspartner)
Bei dieser Karte handelt es sich um einen externen Inhalt, der über den Maps-Dienst von Google bereitgestellt wird. Mit Ihrem Einverständnis bestätigen Sie, das wir Sie mit den Servern von Google verbinden dürfen, um die Karte anzuzeigen.
Karte anzeigen

Projektbeschreibung

Fischerei ganz ohne Netzverluste ist kaum realisierbar. An der Ostsee gehen Netze wegen Unfällen mit anderen Schiffen und Stürmen verloren. Ziel des WWF Geisternetze-Projekts ist es, Verluste zu minimieren und eine dauerhafte Lösung für eine rasche Suche und Bergung nach einem Verlust zu ermöglichen, Fischerei-Altlasten zu entfernen, und so die Gesundheit der marinen Lebensräume zu verbessern. Bereits seit den 1960er Jahren bestehen Fanggeräte aus synthetischen Fasern und tragen zur Belastung der Meeresumwelt mit Plastikmüll bei. Mit Schallwellen (Sonartechnik) hat der WWF 13.000 Hektar des Meeresgrunds in Küstenfischereigebieten der Ostsee kartiert, um verlorene Netze, Taue und Leinen aus Plastik aufzuspüren. Manche Netze fangen sinnlos weiter, Stellnetze enthalten toxische Bleigewichte, alle plastikhaltigen Fischereigeräte zersetzen sich über viele Jahre zu Mikroplastik. Um den Schaden auf die Meeresfauna zu reduzieren und gesündere Habitate wiederherzustellen, werden Geisternetze mit Fischkuttern oder Arbeitsschiffen vom Meeresgrund entfernt. Von Anfang an hat der WWF sowohl mit Fischereibetrieben und lokalen, professionellen Tauchteams als auch mit Bundes- und Landesbehörden bei der Entwicklung von Lösungsansätzen zusammengearbeitet. Über die Ergebnisse wird regelmäßig am Runden Tisch Meeresmüll berichtet. Die Bundesregierung hat mittlerweile eine eigene Maßnahme UZ 5-05 zu Fanggeräte-Abfällen, einschließlich Geisternetzen, in das deutsche Programm der Meeresstrategie-Rahmenrichtlinie aufgenommen. Das WWF Pilotprojekt in Mecklenburg-Vorpommern hat gezeigt, dass der rechtlichen Meldekette für Fanggerät-Verluste keine Handlungskette nachgeschaltet ist. Trotz der rechtlichen Meldepflicht, wenn ein Fischereibetrieb verlorenes Gerät nicht eigenständig bergen kann, ist bisher keine Behörde für die Suche und Bergung zuständig. Nur im Ausnahmefall, wenn Fanggerät eine Gefahr für die Schiffssicherheit darstellt, schreitet das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie ein. Die langzeitige ökologische Gefährdung ist bisher kein Handlungsgrund. Für diese Art von Plastikmüll als Gefährdung im Meer muss dringend die amtliche Zuständigkeit und Finanzierung geklärt werden. Auch aufgrund der Projektergebnisse haben das BMUV und das Umweltministerium MV bereits die Unterstützung der Umsetzung in eine Amtsaufgabe angekündigt. Mit der WWF Methodik konnten bisher 156 Netzteile und Taue mit einem Gesamtgewicht von mehr als 33 Tonnen aus der Ostsee geborgen werden. Aktuell sorgt ein Pilotprojekt in Schleswig-Holstein dafür, dass auch Fischereigebiete entlang der westlichen deutschen Ostseeküste abgedeckt werden. Ein Techniktest in der Nordsee verlief ebenfalls erfolgreich. Die Entsorgung von geborgenem Fanggeräte-Abfall bleibt eine Herausforderung, da Bleileinen auch für die thermische Verwertung manuell entfernt werden müssen. Der WWF konnte einen Gewerbemüll-Verwerter in Norddeutschland für diese aufwendige Arbeit gewinnen. Mit den im WWF Geisternetze-Projekt entwickelten Lösungsansätzen haben Bund und Länder die Grundlagen an der Hand, um Fischerei-Altlasten aufzuspüren und zu entfernen, und um zeitnah bei Verlust neuer Fanggeräte, die von Fischereibetrieben nicht eigenständig geborgen werden können, aktiv zu werden. Dadurch werden Langzeit-Schäden an den Ökosystemen am Meeresgrund verhindert. Da die Sonarsuche in Küstenmeeren weltweit anwendbar ist, strahlt das Projekt auch international aus. Über die in 11 Sprachen verfügbare WWF GhostDiver App können Tauchteams und andere Seenutzer Geisternetze melden oder Sonarverdachtsstellen des WWF bestätigen, was punktgenaue und effiziente Bergungen ermöglicht. Die begleitende Datenbank liefert Informationen über die Belastung der deutschen Küstengewässer mit Fischereigeräten, die seit der Einführung von Plastiknetzen in den 1960er Jahren verloren wurden. HELCOM Mitgliedstaaten erwägen die Integration der App und dazugehörigen Datenbank in ihre Geisternetzaktivitäten, wodurch auch Öffentlichkeit und Politik für die Problematik verlorener Fanggeräte sensibilisiert werden. Seit 2023 testen Partner-Organisationen erfolgreich die Sonarsuche in Fischereigebieten in Estland, Polen, Schweden und im Mittelmeer-Raum. Das WWF-Projekt überträgt die Suchmethodik von Fenn Enterprises und der nordamerikanischen Northwest-Straits Foundation nun aus Deutschland weiter in andere, mit verlorenen Fischereigeräten belastete europäische Meeresgebiete und fördert dadurch eigene Sonarprojekte in Frankreich und Estland, mit weiteren geplanten Geisternetzsuchen in anderen Ländern.

Dokumente

WWF_Basisfolder_Geisternetze_210x210_WEB_xs.pdfGröße 3975 KB
Download
Anmelden zum Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Die Aktivitäten zur UN-Dekade stehen noch am Anfang und werden schrittweise um neue Maßnahmen erweitert. Über unseren Newsletter bleiben Sie informiert.

Ich möchte den Newsletter der UN-Dekade erhalten und akzeptiere die Datenschutzerklärung. Sie können sich jederzeit über den Link in unserem Newsletter abmelden.

* Pflichtfelder