Das dreijährige Projekt „Wilde Vielfalt im Museum“ der Stiftung Rheinische Kulturlandschaft (Projektträger) und des LVR-Freilichtmuseums Kommern (Kooperationspartner) hat zum Ziel, die biologische Vielfalt früher häufiger, heute jedoch seltener Wildpflanzenarten der Äcker und Dörfer dauerhaft zu erhalten und zu fördern. Hierzu kombiniert das Projekt die Erhaltung der Arten und ihrer Gesellschaften auf Schutzflächen des Museums mit zahlreichen Umweltbildungsaktivitäten. Dazu gehören u.a. ein digital unterstützter Wildkräuter-Rundweg, Kurse für ehrenamtliche Wildkrautpaten, eine Ausstellung zum Wert von Wildkräutern, Entdeckungsreisen, Grüne Klassenzimmer sowie Führungen für Familien und Fachpublikum.
Auf diese Weise leistet das Projekt „Wilde Vielfalt im Museum“ DIREKT durch Erhaltungsmaßnahmen und INDIREKT durch vielfältige Bildungsangebote einen Beitrag dazu, die Artenvielfalt von Agrarökosysteme zu sichern und wiederherzustellen. Es führt somit das Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht!“, in dem der Fokus auf dem Dreischritt „Sammeln – Vermehren – Wiederansiedeln“ lag, für den Naturraum Eifel (NRW) weiter und ergänzt dieses in zweierlei Hinsicht: Zum einen werden neben gefährdeten Ackerwildkräutern auch dorftypische Ruderalarten, die aufgrund der „Verstädterung“ ländlicher Siedlungen zunehmend verschwinden, in den Fokus genommen. Zum anderen gewinnen zahlreiche Vermittlungsangebote Engagierte für die eigenständige Förderung der Wildkräutervielfalt in Feld und Dorf.
Details
- Projektträger:
- Stiftung Rheinische Kulturlandschaft
- Adresse:
- Rochusstr. 18
53123 Bonn - Förderprogramme:
Die Förderer des Projektes sind die Stiftung Umwelt und Entwicklung Nordrhein-Westfalen, die Deutsche Postcode Lotterie sowie der Förderverein Rheinisches Freilichtmuseum Kommern e.V.
- Kooperationspartner:
- LVR-Freilichtmuseum Kommern
Projektbeschreibung
Ziel des Projektes ist die dauerhafte Erhaltung und Förderung der Biodiversität heimischer Pflanzenarten und -gesellschaften der ackerbaulich geprägten Kulturlandschaft sowie ihrer dörflichen Siedlungen. Dieses Ziel lässt sich in zwei Teilziele aufgliedern:
Teilziel 1 besteht in der naturraumspezifischen Erhaltung gefährdeter Ackerwildkräuter sowie seltener Ruderalpflanzen der Dörfer.
Teilziel 2 umfasst die Motivation, Information und Befähigung verschiedener Zielgruppen zur regionalen Förderung gefährdeter Segetal- und Ruderalarten.
Das Projekt richtet sich an alle Gäste des LVR-Freilichtmuseums Kommern, insbesondere an folgende Zielgruppen: Grundschulkinder im Klassenverband und mit ihren Familien, Jugendliche und Erwachsene mit Interesse an praktischem Naturschutz und Gartenpflege sowie Fachpublikum aus den Bereichen Naturschutz, Landwirtschaft und den Freilichtmuseen Deutschlands.
Maßnahmen: Das Projekt verknüpft die praktische Erhaltung der Arten und -gesellschaften im Gelände des Freilichtmuseums mit verschiedenen Umweltbildungsaktivitäten. Hierzu gliedert es sich in 5 Arbeitspakete:
Arbeitspaket 1: Wilde Vielfalt ERFASSEN und ERHALTEN:
Die Erhaltung der seltenen Pflanzenarten und -gesellschaften findet in Beeten sowie an typischen Standorten innerhalb des Museumsgeländes statt. Das hierfür benötigte Saat- und Pflanzgut wurde im aktuellen Projekt sowie im Projekt „Unkraut vergeht nicht – stimmt nicht“ naturraumspezifisch gesammelt (siehe Muchow, Fortmann, NuL 5/2019).
Arbeitspaket 2: Wilde Vielfalt SICHTBAR MACHEN:
Neue Hinweise im Gelände (u.a. Tafeln, Stelen als Teil eines Rundwegs, mobile Bilderrahmen), z.T. verknüpft mit weiterführenden digitalen Informationsangeboten, machen die Besucher auf die gefährdeten Arten aufmerksam.
Arbeitspaket 3: Wilde Vielfalt VERMITTELN:
Ein Ausbildungsangebot für ehrenamtliche Wildkrautpatinnen und -paten ermöglicht Interessierten und Mitarbeitenden des Freilichtmuseums das Erlernen aller Fertigkeiten, die zur Erhaltung der gefährdeten Pflanzenarten im Museum und darüber hinaus benötigt werden. Die dreiteiligen Kurse werden nach einem Jahr mit einem Zertifikat abgeschlossen.
Eine intensive Beschäftigung mit den Projektinhalten bietet den Besuchern zudem eine Ausstellung, die den Wert der Wildpflanzen thematisiert. Bei einer „Entdeckungsreise“ erforschen Grundschulkinder und ihre Familien die „Geheimnisse der Wildkräuter“ in Form einer eigenständigen Rallye durch das Museum. Halbtageskurse für Grundschulklassen ermöglichen Schulkindern das Entdecken der Wildkräutervielfalt im Rahmen eines „Grünes Klassenzimmers“. Kurze Führungen für Familien bieten auch an Wochenenden einen Einblick in die Welt der Wildkräuter.
Arbeitspaket 4: Wilde Vielfalt WEITERTRAGEN:
Für Fachpublikum (Botaniker, Ökologen, Naturschutzvereine, Freilichtmuseen, Landwirte) werden Führungen zur Erhaltung der Wildpflanzenvielfalt angeboten. Der Schwerpunkt liegt hier auf Studierenden und Auszubildenden, richtet sich aber auch an weitere Interessierte. Bestandteil dieses Arbeitspaketes ist zudem die Entwicklung von Saatguttütchen mit regiozertifizierten Wildkräutermischungen, damit die Museumsgäste auf diese Weise auch in ihrem heimischen Umfeld „die wilde Vielfalt weitertragen“ können.
Arbeitspaket 5: Informations- und Öffentlichkeitsarbeit:
Zahlreiche Materialien und Medien (z.B. Internetseiten, Faltblätter, Postkarten, Arbeitshefte, Saatguttütchen) wurden projektbegleitend angefertigt und unterstützen die Vermittlung der Projektinhalte sowie deren Anwendung auch außerhalb des Museums.
Die projektbegleitende Öffentlichkeitsarbeit inkl. jährlicher Pressetermine und die große Multiplikatorwirkung des LVR-Freilichtmuseums Kommern (247.065 Besucher im Jahr 2018) sichern eine hohe Aufmerksamkeit für das Projekt innerhalb Nordrhein-Westfalens und über die Landesgrenzen hinaus.
Nach Abschluss des zweiten Projektjahres ergibt sich folgende Zwischenbilanz zur Erhaltung der Biodiversität gefährdeter Wildkräuter (Arbeitspaket „ERFASSEN und ERHALTEN“): In den Erhaltungsbeeten werden 58 seltene Wildkräuter aus dem Naturraum Eifel kultiviert, davon acht ruderale und 50 segetale Arten verschiedener Standorte. Außerhalb der Beete wurden in den Schutzflächen des Museums seit Projektbeginn 47 krautige Pflanzenarten der Äcker und Dörfer erfasst und gezielt gefördert, die in ganz NRW oder dem Naturraum Eifel als gefährdet gelten oder für die NRW eine besondere Verantwortung trägt. 26 dieser Arten wurden auf Äckern kartiert, die übrigen an ruderalen Standorten.
Wie angestrebt konnten bereits 20 Wildkrautpatinnen und -paten ausgebildet werden. Auch die übrigen Umweltbildungsangebote sowie zugehörigen Medien in den Arbeitspaketen „SICHTBAR MACHEN“, „VERMITTELN“ und „WEITERTRAGEN“ wurden fertig gestellt, werden sehr gut von den Museumsgästen angenommen und positiv von diesen bewertet. Ebenfalls hoch ist die Presseresonanz (18/33 Veröffentlichungen zum 1./2. Pressetermin).