Thüringen
Die von den Felsköpfen des Werraprallhanges bei Probsteizella und den bewaldeten Hängen des tief eingeschnittenen, engen Flusstales geprägte Landschaft ist von besonderer Eigenart und Schönheit. Die Werraaue zwischen Frankenroda und Falken zeichnet sich durch ihre relativ abgeschiedene Lage und Unzerschnittenheit aus.
Aufgrund der Eintiefung der Werra sowie der über lange Zeiträume erfolgten Anlandung auf den Auenflächen am Gleithang der Werra gab es in jüngerer Vergangenheit nur selten eine Korrespondenz zwischen Fluss und Aue. Ziel des Projektes war es deshalb, über eine Absenkung der linksseitigen Uferböschungen an mehreren Bereichen das Einströmen von Werrawasser in die Aue wieder zu gewährleisten. Die Einleitung erfolgt dabei so, dass bei steigenden Wasserständen in der Werra mehrmals im Jahr Wasser direkt bzw. rückwärtig in die Aue einströmt. Durch entsprechende Schwellen in den Einlaufbereichen wird gewährleistet, dass das eingeströmte Wasser bei sinkendem Wasserspiegel nicht vollständig in der Werra zurückfließt. Es erfolgte die Anlage von unterschiedlich strukturierten Auenstandgewässern, Schlenken und Altarmstrukturen mit wechselndem Wasserstand und variabler Wassertiefe.
Eine extensive Beweidung erhält die offenlandgeprägten Lebensräume, während sich (Ufer-) Säume und Gewässer überwiegend nutzungsfrei entwickeln können. Das Projekt initiierte damit die Entwicklung eine naturnahen, artenreichen und auetypischen Lebensgemeinschaft auf repräsentativer Fläche.
Herbststimmung kurz nach der AnlageFoto: I. Andraczek
Details
- Projektträger:
- Stiftung Naturschutz Thüringen
- Adresse:
- Gothaer Str. 41
99094 Erfurt - Kooperationspartner:
- Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz
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Projektbeschreibung
Die Stiftung Naturschutz Thüringen hat in einem 2. Bauabschnitt die Erweiterung der bereits im Bauabschnitt 1 begonnenen Renaturierung der Werraaue zwischen Frankenroda und Falken im linken Vorland der Werra fortgesetzt. Ziel war die weitere naturschutzfachliche Aufwertung sowie die Strukturverbesserung der Werra, einschließlich der naturnahen Gestaltung der Uferbereiche und der Aue auf einer Länge von ca. 450 m.
Im Zuge der Gewässerstrukturmaßnahmen wurden 22.000 m³ Erdstoffe aus dem Überschwemmungsgebiet der Werra entnommen und außerhalb des Überschwemmungsgebietes der Werra wieder eingebaut. Da aufgrund der Eintiefung der Werra sowie der über lange Zeiträume erfolgten Anlandung auf den Auenflächen am Gleithang der Werra nur noch selten eine Korrespondenz zwischen Fluss und Aue stattfindet, war das Ziel der Maßnahmen, über eine Absenkung der linksseitigen Uferböschungen an zwei Bereichen im Untersuchungsgebiet das Einströmen von Werrawasser in die Aue wieder zu gewährleisten. Die Einleitung erfolgt dabei so, dass bei steigenden Wasserständen in der Werra mehrmals im Jahr Wasser direkt bzw. rückwärtig in die Aue strömen kann. Eine Schwelle in den beiden Einlaufbereichen gewährleistet, dass das eingeströmte Wasser bei sinkendem Wasserspiegel nicht vollständig in der Werra zurücklaufen kann. Dadurch bilden sich temporär wassergefüllte Senken. Die künstlich geschaffene Maßnahme schafft naturnahe Bereiche, wie sie ursprünglich in Flusslandschaften vorhanden waren, aber mit dem Gewässerausbau verloren gegangen sind.
Durch Geländemodellierung wurden die Auenbereiche zwischen dem oberhalb verlaufenden Wanderweg und der Werra vom oberen bis zum unteren Einströmbereich wechselvoll gestaltet. Dazu wurde zunächst der wertvolle Oberboden mit seinem artenreichen Samenpotenzial abgetragen und für den Wiedereinbau seitlich gelagert oder am Oberhang außerhalb des Überschwemmungsgebietes zur Abdeckung des Aushubmaterials genutzt. Anschließend erfolgte die Entnahme von Erdmassen und die Anlage von unterschiedlich strukturierten Auenstandgewässern, Schlenken und Altarmstrukturen mit wechselndem Wasserstand und variabler Wassertiefe. Durch Bodenabtrag und Geländeabsenkung entstanden naturschutzfachlich hochwertige auentypische Feucht- und Nasslebensräumen geschaffen, in denen sich durch natürliche Sukzession in einem kleinräumigen Mosaik Hochstaudenfluren, Röhrichten, Binsen-/Seggensümpfe, Weichholzauwald etc. entwickeln können.
Die naturschutzfachliche Aufwertung der Werraaue zwischen Frankenroda und Falken schafft vielfältige Lebensräume für Arten der Fließgewässer und ihrer Auen, Retentionsraum bei kleinen Hochwasserereignissen und dient der Reaktivierung der Weichholzauenregion des Fließgewässers und der Bereicherung des Landschaftsbildes. Die Maßnahme ergänzt die Gewässeraufweitung der Werra im Rahmen der "Fluss- und Auenrenaturierung Werraaue Frankenroda " (Bauabschnitt 1).
Das im Auftrag der SNT 2021 begonnene Artenmonitoring zeigt, dass die entstandenen Gewässer im Renaturierungsgebiet II bereits 2022 von zahlreichen Arten schnell besiedelt wurden. An den Gewässerufern beginnt sich langsam ein Röhricht aus Teichbinse, Breitblättrigem Rohrkolben und Schilf zu entwickeln. Auch die seltene Schwanenblume hat sich angesiedelt. In den Seitenarmen sah man Schwärme von Jungfischen verschiedener Arten. Die Wasserfrösche waren eine der ersten Tierarten, die sich erfolgreich in fast allen Gewässern reproduzierten. Bei den Libellen hatten vornehmlich die Pionierarten (u. a. Plattbauch, Große Königslibelle) die Gewässer besiedelt. In diesen hat sich bereits eine Makrophyten Flora etabliert, die die Entwicklung von Wasserorganismen förderte. Einige Libellenlarven standen bereits vor dem Schlupf.
Zahlreiche Wasservögel, hauptsächlich Stockenten und Höckerschwäne, vereinzelt Teichhuhn, Graugans und Gänsesäger, waren an den Gewässern auf Nahrungssuche. Auch der Schwarzstorch war bei der Nahrungssuche beobachtet worden. Von den Limikolen waren der Flußregenfpeifer und der Waldwasserläufer an fast allen Gewässern präsent. Der Flussregenpfeifer hat 2022 erstmals hier gebrütet.
Die Fraßspuren des Bibers an Gehölzen zeigten, dass auch die Werraschleife zu seinem Lebensraum gehört. Die Betonfertigbecken, die vornehmlich als Gelbbauchunken-Reproduktionsgewässer dienen sollten, nutzten Wasserfrösche als Aufenthalts- u. Nahrungshabitat. Fast 2 Monate hielt sich dort eine subadulte Gelbbauchunke auf, die die Hoffnung weckt, dass sich in nächster Zeit noch mehr, insbesondere geschlechtreife Tiere, ansiedeln werden.
Die Nachhaltigkeit des Projekts zeichnet sich auch aus, dass die SNT als langfristige naturschutzfachliche Betreuerin der im Landeseigentum befindlichen Flächen zur Verfügung steht und über Monitorings und eine gezielte Verpachtung den Erhalt und die weitere Entwicklung begleiten kann. So erfolgt in Teilbereichen eine extensive Nutzung der Projektflächen durch Beweidung, andere Bereiche hingegen entwickeln sich nutzungsfrei.