Schaf schafft Landschaft – Biotopverbundkorridore durch Hüteschafhaltung in der Hotspot-Region „Werratal mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald“ (Hotspot 17)
Die traditionelle Schafbeweidung hat einen wesentlichen Beitrag zur Entwicklung der artenreichen Kulturlandschaft in der Hotspotregion Werratal mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald geleistet. Denn die Schäferei bewirtschaftet nachhaltig und naturverträglich eine große Bandbreite wertgebender Ökosysteme der Agrarlandschaft, darunter Magerrasen, Heuwiesen, Streuobstbestände und Wegränder als Schatzinseln der Artenvielfalt. Allerdings bricht das wichtige Standbein der Offenlandpflege nach und nach weg, denn die prekäre wirtschaftliche Situation hat bereits viele Schäfereibetriebe zur Aufgabe gezwungen. Um diesem negativen Trend entgegenzuwirken und die Schäferei als wichtigen Naturschutzpartner wieder zu fördern, haben die Universität Kassel, der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land und der Werra-Meißner-Kreis das Projekt "Schaf schafft Landschaft" ins Leben gerufen. Im Projekt verbessern wir durch biotoplenkende Entwicklungsmaßnahmen und einen gezielten Flächenverbund die naturschutzfachlichen Qualitäten der Hotspotregion und tragen zur Absicherung einer dauerhaften Landschaftspflege durch Schafbeweidung bei. Mithilfe einer Vielzahl öffentlicher Veranstaltungen, Umweltbildungsangeboten und regionalen Vermarktungsinitiativen fördern wir das Bewusstsein für die Bedeutung der beweideten Ökosysteme zur Erhaltung der Artenvielfalt und unserer Lebensgrundlagen. Die wissenschaftliche Begleitung und der politische Diskurs tragen die Projektbelange an Entscheidungsträger und Fachpublikum heran.
Details
- Projektträger:
- Universität Kassel, Fachgebiet Landschafts- und Vegetationsökologie
- Adresse:
- Gottschalkstraße, 26a
34127 Kassel - Förderprogramme:
- Das Projekt Schaf schafft Landschaft wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Hessische Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz und die Heinz Sielmann Stiftung mit rund 5,7 Millionen Euro gefördert.
- Kooperationspartner:
- Universität Kassel (Fachgebiet Betriebswirtschaft), Zweckverband Geo-Naturpark Frau-Holle-Land, Werra-Meißner-Kreis (FB 8 - Landwirtschaft, Landschaftspflege, Natur- und Landschaftsschutz)
Projektbeschreibung
Das Projekt "Schaf schafft Landschaft wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt gefördert und widmet sich während seiner sechsjährigen Laufzeit (2019-2025) der Weiterentwicklung der biologischen Vielfalt in der einzigartigen Kulturlandschaft der Hotspotregion Werratal mit Hohem Meißner und Kaufunger Wald. Die Projektleitung liegt bei der Universität Kassel. Verbundpartner sind der Werra-Meißner-Kreis und der Geo-Naturpark Frau-Holle-Land. Zur Durchführung des Projekts stellen das BMUV durch das BfN gemeinsam mit dem Land Hessen (HMUKLV) und der Sielmann Stiftung rund 5,7 Millionen Euro bereit.
"Schaf schafft Landschaft" setzt auf ganz unterschiedlichen Ebenen an, um die Situation der Schäfereien als Partner im Naturschutz im Projektgebiet und darüber hinaus nachhaltig zu verbessern. Ein Schwerpunkt liegt auf der Optimierung bestehender bzw. der Erschließung neuer Beweidungskorridore. Möglich und bereits umfassend durchgeführt sind biotoplenkende Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen, die über die gesetzlich bestehenden Pflegeverpflichtungen (z.B. aus den Maßnahmeplänen der Schutzgebiete) hinausgehen. Außerdem werden Grünlandflächen durch langfristige Pacht und Ankauf gesichert, um den Verbund von Schafweiden und Biotopen zu stärken und eine langfristige Planbarkeit zu gewährleisten. Die gesicherten und durch Initialmaßnahmen vorbereiteten Flächen werden anschließend in die Beweidungsgänge der ansässigen Schäfereibetriebe eingebunden, die deren langfristige Offenhaltung und fachgerechte Pflege übernehmen.
Um die dauerhafte Tragbarkeit der Maßnahmen sicherzustellen, werden naturschutzfachliche und betriebswirtschaftliche Aspekte der Schafbeweidung bei der Maßnahmenplanung gleichermaßen berücksichtigt. Dafür arbeitet das Projekt von Anfang an Hand in Hand mit den ansässigen Schäfereibetrieben, zuständigen Behörden, Verbänden, Vereinen, Flächeneigentümern und Flächennutzern. Durch eine länderübergreifende Zusammenarbeit zwischen Hessen und Thüringen sind neue Kooperationen entstanden. Erste länderübergreifende Naturschutzmaßnahmen sind bereits umgesetzt und neue gemeinsame Projekte in der Pipeline. Der Aufbau (über)regionaler Kooperationsnetzwerke, die auch nach Projektende Bestand haben, ist ein wesentlicher Bestandteil der Projektarbeit, um die Projektbelange nach außen zu tragen und von externer Expertise zu lernen.
"Schaf schafft Landschaft" setzt in seiner Zielstellung maßgeblich auf die Schaffung von Synergien zwischen Naturschutz, Betriebswirtschaft und Regionalentwicklung, um die Maßnahmen nachhaltig zu gestalten. Dabei bewerben neue regionale Vermarktungsinitiativen die Schafprodukte und verleihen dem Produktionsstandbein der Schäfereibetriebe neuen Aufschwung. Mit „Holles Schaf“ nennt das Projekt mittlerweile eine Regionalmarke und einen gleichnamigen Online-Shop sein Eigen. Die Förderung der Direktvermarktung möchte das Projekt noch verstärkt in Angriff nehmen.
Spezifische erlebnisorientierte Bildungsangebote stärken die Identifikation der Bewohner und Besucher mit den einzigartigen Naturschätzen der Region und sensibilisieren für den Zusammenhang zwischen nachhaltiger Landnutzung und der davon abhängigen Funktionstüchtigkeit unserer Ökosysteme. Insbesondere Aktivitäten wie Kindergarten- und Schuleinsätze, öffentliche Führungen und die Weiterbildung von Lehrern und Rangern entfalten Multiplikationswirkung. In der Öffentlichkeit erfährt das Projekt Aufmerksamkeit über regelmäßige Social Media Posts und Medienarbeit sowie über die projekteigene Webseite.
Die wissenschaftliche Begleitung ermöglicht es, die Maßnahmen auf Erfolg zu kontrollieren, zu optimieren und die Ergebnisse nutzbringend aufzubereiten. Hinzugekommen ist der Einstieg des Projekts in den politischen Diskurs, der notwendig ist, um die Projektbelange und Lösungsvorschläge für bestehende Herausforderungen an Entscheidungsträger heranzutragen und damit die Rahmenbedingungen für die schaf- und ziegenhaltenden Betriebe (auch über das Projektgebiet hinaus) nachhaltig zu verbessern. Gleichzeitig investiert das Projekt in Hilfsmittel für die naturschutzgerechte Weidepraxis wie z.B. mobile Wasserfässer sowie in die Weiterbildung der Schäferinnen und Schäfer, damit die Betriebe den Herausforderungen von Heute und Morgen gewachsen sind.
Dem Team ist es ein wichtiges Anliegen, bleibende Strukturen für die Region zu schaffen. Dafür kann in allen Arbeitsbereichen nicht nur an die langjährige Arbeit der regionalen Partner angeknüpft werden, sondern diese stellen auch sicher, dass die im Projekt angestoßenen Maßnahmen auch nach Projektende nahtlos weitergeführt werden.
Der ganzheitliche Ansatz aus aktiver Landschaftspflege und Biotopvernetzung, öffentlichen Aktionen und nachhaltiger Umweltbildung, Förderung der regionalen Entwicklung, der engen kooperativen und partizipativen Vernetzung der Akteure und die Umsetzung neuer Ideen unterstreicht den innovativen Kerngedanken des Projekts.