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Gewässer und Auen

Revitalisierung der Elz – Dammrückverlegung und Strukturverbesserung bei Riegel und Köndringen (Deutsche Bahn Ersatzmaßnahmen E2-E4)

Baden-Württemberg

Die Elz liegt im Süden Baden-Württembergs und fließt durch den Schwarzwald und die südliche Oberrheinebene. Der im 19. Jahrhundert begradigte und durch monotone Gewässerstrukturen geprägte Fluss wurde im Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen der DB Netz AG (Ausbau der Rheintalbahn, Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe-Basel, Planfeststellungsabschnitt 8.1) durch den Landesbetrieb Gewässer des Regierungspräsidiums Freiburg zwischen 2015-2017 in 3 Abschnitten (E2-E4) zwischen Riegel am Kaiserstuhl und Köndringen auf einer Gesamtlänge von 3,5 km naturnah umgestaltet. Dabei wurden Hochwasserdämme zurückverlegt und diverse Strukturverbesserungsmaßnahmen vorgenommen. Ziel der Maßnahmen waren darüber hinaus die Schaffung vielfältiger Lebensräume und daraus folgend die Förderung des Artenreichtums innerhalb des etwa 35 ha großen Gebietes. Die Ergebnisse verschiedener seit 2018 durchgeführter Monitorings bestätigen bereits den großen Erfolg der Maßnahmen: Neben einer Vielzahl auentypischer Arten konnten bereits nach kurzer Entwicklungszeit zahlreiche besonders geschützte und Rote Liste Arten nachgewiesen werden. Überdies stellt die Maßnahme einen wichtigen Baustein zum Erreichen des guten ökologischen Zustands der Elz im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie dar.

Durch Rückverlegung der Hochwasserdämme wurde auch der Hochwasserschutz verbessert und neue Auenflächen mit einem Retentionsvolumen von insgesamt 380.000 m³ geschaffen, die nun bei Hochwasser wieder regelmäßig überflutet werden.

Maßnahmenfläche E4 im Februar 2021Foto: Dieter Ruf

Details

Projektträger:
Regierungspräsidium Freiburg (Landesbetrieb Gewässer)
Adresse:
Im Oberwald 13
79359 Riegel am Kaiserstuhl
Förderprogramme:

- DB Netz AG im Zuge von Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den PfA 8.1 der Ausbau- und Neubaustrecke Karlsruhe - Basel

- Land Baden-Württemberg (Landesbetrieb Gewässer, RP Freiburg)

Kooperationspartner:
DB Netz AG
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Projektbeschreibung

Die begradigte und stark ausgebaute Elz zeichnete sich in diesem Gewässerabschnitt durch Strukturarmut und monotones Fließverhalten aus. Es fehlten standortgerechte Ufergehölze, abwechslungsreiche Ufer- und Sohlstrukturen sowie vielfältige Habitate für Flora und Fauna. So konnte der Unterlauf der Elz den guten ökologischen Zustand, wie ihn die Europäische Wasserrahmenrichtlinie fordert, nicht erreichen. Auch aus dem Blickwinkel des Hochwasserschutzes war eine Verbesserung notwendig, da das kanalartige Flussbett und der rasche Abfluss der Wassermengen die Hochwasserprobleme der Unterlieger verstärkten. Daher wurden im Rahmen der Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den durch die DB Netz AG geplanten Ausbau der Rheintalbahn umfangreiche Revitalisierungsmaßnahmen (E2-E4) durchgeführt.

Die Maßnahme E2 liegt zwischen Riegel und der Autobahn A5. Das bestehende Mittelwasserbett zwischen den Hochwasserdämmen wurde mit Buhnen und Strömungslenkern strukturreich umgestaltet, wodurch aufgrund der erhöhten Dynamik flach überströmte Kiesbänke und tiefere Kolkbereiche entstanden sind. Die neugewonnene Strömungs-, Struktur- und Substratvielfalt bietet allen Gewässerorganismen deutlich verbesserte Lebensräume.

Beim Bau des neuen, rückverlegten Hochwasserdammes wurden gleichzeitig auch Abschnitte des Wässerungskanals und des Feuerbachs verlegt und naturnah umgestaltet. Zur Strukturierung wurden hier Buhnen aus Weidenfaschinen, Totholz und Wurzelstöcke eingebaut. Mit der Dammrückverlegung und der Errichtung von 3 Breschen in den alten Hochwasserdamm konnte die Wiederanbindung eines ehemaligen Auwaldes ermöglicht werden. Dieser wird nun bereits bei kleineren Hochwasserereignissen regelmäßig geflutet und ist damit wieder an das Abflussgeschehen der Elz angebunden. Durch das neugewonnene Retentionsvolumen können bei Hochwasser insgesamt bis zu 109.000 m³ Wasser zurückgehalten werden, was auch den Hochwasserschutz für die Unterlieger, vor allem für die Gemeinde Riegel, verbessert hat.

Die Maßnahme E3 beinhaltet die Vorlandumgestaltung oberhalb der Autobahn A5. In dem etwa 850 m langen Gewässerabschnitt konnte aufgrund der bestehenden Infrastruktur (Badesee, Kläranlage) keine Rückverlegung des Dammes erfolgen. Um dennoch eine größtmögliche ökologische Aufwertung zu erreichen, wurde die linksseitige Ufersicherung des Mittelwasserbettes entfernt und als „schlafende“ Sicherung um 9 m an den Dammfuß zurückverlegt. Das linksseitige Vorland wurde auf das Niveau der Gewässersohle abgetragen. Die nun häufiger überschwemmte Wasserwechselzone verbessert die Lebensraumbedingungen für Kleinlebewesen, Jungfische und zahlreiche Wasservogelarten. Durch Einbau von Buhnen und Strömungslenkern entstehen durch differenzierte Strömung tiefere Gewässerzüge (Rinnen und Kolke), die für Fische bei Niedrigwasserführung überlebenswichtig sind. Bereits bei kleineren Hochwasserereignissen hat sich abschnittsweise in der Sohle Geschiebe abgelagert (Riffles), das für kieslaichende Fischarten wichtige Laichplätze darstellt.

Die Maßnahme E4 befindet sich unmittelbar unterhalb der Ortslage von Köndringen. Hier wurde der Fluss durch Rückverlegung des linksseitigen Hochwasserdamms um bis zu 150 m auf einer Länge von 1.350 m naturnah umgestaltet. Dadurch konnte ein Retentionsvolumen von 280.000 m³ geschaffen werden. Der neue, unbefestigte Gewässerlauf verändert sich bei jedem Hochwasser, es entstehen senkrechte Uferanbrüche und durch die Ablagerung von Sedimenten ausgedehnte Kiesbänke im Bereich der Gleitufer, die Kiesbrütern wie dem Flussregenpfeifer als Lebensraum dienen. Die unterschiedliche Strömung erhöht die Substratvielfalt in der Gewässersohle und es entstehen potentielle Laichplätze für kieslaichende Fische. Durch Sukzession entwickeln sich typische Auegehölze, die das Gewässer beschatten. Zahlreiche Buhnen sorgen als Strömungslenker für Abwechslung im Flussverlauf und es bilden sich tiefe Kolke, die besonders für adulte Fische wichtige Rückzugsräume darstellen. An den Steilufern können Eisvogel, Uferschwalbe und Bienenfresser ihre Nisthöhlen anlegen. Eingebaute Totholzstrukturen bieten Versteckmöglichkeiten und Schutz für Fische.

Bereits kurz nach Fertigstellung der Maßnahmen haben sich schon nach dem ersten Hochwasser deutliche positive Veränderungen ergeben. Es entstanden vielfältige Gewässerabschnitte mit Tief- und Flachwasserbereichen sowie Kiesbänke und Prallhänge und eine strukturreiche Aue (s.o.). Es entwickeln sich neue, wichtige Lebensräume für seltene Fische, Libellen, Amphibien, Reptilien, Laufkäfer, Heuschrecken und Vögel. Zahlreiche gefährdete auetypische Arten konnten mittlerweile im Rahmen des Monitorings der DB Netz AG nachgewiesen werden. Neben den Fischen hat dabei besonders die Vogelwelt von der umgestalteten Elz profitiert. Regelmäßige Kartierungen des Naturschutzbundes NABU haben seit 2017 weit über 120 Vogelarten, zahlreiche davon auf der Roten Liste, nachweisen können.

Dokumente

Infobroschüre_E4.pdfGröße 2273 KB
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Zusammenfassung_Monitoringergebnisse_2018-2022.pdfGröße 263 KB
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Infobroschüre_E2.pdfGröße 2201 KB
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Infobroschüre_E3.pdfGröße 3145 KB
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Elzrevitalisierung_E2-E4_21072023_Teil_2.pdfGröße 5127 KB
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Elzrevitalisierung_E2-E4_21072023_Teil_1.pdfGröße 2785 KB
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