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Meere und Küsten

RESTORE & PROCEED

Bremen
Austern bilden einen Lebensraum am Meeresboden, das Austernriff. Durch die dreidimensionale Struktur bieten diese Riffe vielen anderen Organismen einen Lebensraum. Austernriffe sind Hotspots der Biodiversität. In der deutschen Nordsee gelten die von der Europäischen Auster gebildeten Riffe seit ca. 100 Jahren als ausgestorben, die Struktur des Nordseebodens ist seitdem stark verändert. Die Projekte zur Wiederansiedlung der Europäischen Auster arbeiten daran, diesen wichtigen strukturellen Lebensraum am Nordseeboden wiederherzustellen, der dort den Grundstein für ein artenreiches, marines Ökosystem bildet. Die Wiederherstellung von Austernriffen kann nur durch die Erforschung und Erprobung verschiedener Teilschritte erfolgen, weswegen die beiden Projekte RESTORE und PROCEED eng vernetzt zusammenarbeiten. In RESTORE werden vor allem Faktoren im Feld untersucht: das Wachstum und Überleben der ausgebrachten Jungaustern, der technische und biologische Aufbau eines wiederanzusiedelnden Austernriffs sowie die Erfassung und Bewertung des sich entwickelnden Lebensraums. In PROCEED wird ergänzend dazu die Versorgung mit jungen Austern erforscht und erarbeitet: der Aufbau und Betrieb einer Austernaufzuchtanlage auf Helgoland, die Untersuchung und Optimierung der Produktion von Jungaustern sowie der Aufbau und die Unterstützung von Kooperationen zur Vernetzung mit Projekten zur ökologischen Wiederherstellung mariner Habitate und weiteren europäischen Aufzuchtbetrieben.
RESTORE Projekt LogoFoto: AWI/Nowak

Details

Projektträger:
Alfred-Wegener-Institut
Adresse:
Am Handelshafen 12
27570 Bremerhaven
Förderprogramme:
Die Projekte RESTORE zur Wiederansiedlung der Europäischen Auster werden durch das BfN mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) gefördert. PROCEED wird im Bundesprogramm Biologische Vielfalt, RESTORE als Erprobungs- und Entwicklungsvorhaben gefördert.
Kooperationspartner:
Projekt CREATE (DAM Mission SustainMARE): Larvendrift und Konnektivität der Schutzgebiete; Projekt DEFINE II: Erforschung des Kohlenstoffspeicherpotenzials von biogenen Riffen in der Deutschen Bucht; NORA (Native Oyster Restoration Alliance): Europäisches Netzwerk zur Wiederansiedlung der Europäischen Auster und internationale Partner:innen (u.a. Ifremer/Frankreich, University of Portsmouth/UK, Heriot-Watt-University Edinburgh/UK); Deutsches Renaturierungsnetzwerk; Society for Ecological Restoration (SER); Society for Ecological Restoration Europe (SERE); The Nature Conservancy (TNC, USA & Australia)
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Projektbeschreibung

Wie viele andere Lebensräume sind auch marine Ökosysteme dem menschlichen Einfluss ausgesetzt und wurden in den letzten Jahrhunderten enorm verändert oder sogar zerstört. Während man diese Veränderung in Küstenbereichen eher sehen und nachvollziehen kann, sind Schäden und Zerstörung am Meeresboden oft nur indirekt oder unter hohem Aufwand sichtbar. Die Nordsee ist ein stark belastetes Schelfmeer, beansprucht von Schifffahrt, Fischerei, Energiegewinnung und vielfältigen Bauarbeiten. Ein ursprünglicher, ökologisch gesunder Zustand ist nur aus historischen Aufzeichnung nachvollziehbar. Wie groß die biologische Vielfalt und Produktivität einst gewesen sind lässt sich nur grob erahnen.

Ein Lebensraum, der schon vor 150 Jahren ökologisch untersucht wurde, ist das von Europäischen Austern gebildete Riff-Ökosystem. Über 100 Organismen wurden als assoziierte Arten der einst großflächigen Austernriffe in der Deutschen Bucht beschrieben. Sie bildeten Siedlungsfläche, Kinderstube sowie Versteckräume für Fische, Krebse, sessile Fauna, andere Muscheln und Schnecken am sonst meist sandigen Nordseeboden. Als sublittorale Art, also stetig von Wasser überdeckt, können Austern und ihre Riffstrukturen bis in über 30 Meter Tiefe vorkommen.

In der Vergangenheit war die Austernfischerei ein wichtiger Fischereizweig auch in der deutschen Nordsee. Mit der Motorisierung wurden die Bestände der heimischen Auster allerdings schnell dezimiert. In den 1920er Jahren musste die Fischerei aufgrund zu geringer Fangzahlen eingestellt werden, seit Mitte der 1950er Jahre gilt die Europäische Auster als funktional ausgestorben.

Die Projekte RESTORE und PROCEED am Alfred-Wegener-Institut Helmholtz Zentrum für Polar- und Meeresforschung beschäftigen sich mit der ökologischen Renaturierung von Austernriffhabitaten und ihren Ökosystemfunktionen in der deutschen Nordsee. Die Projekte werden vom Bundesamt für Naturschutz gefördert. Die Wiederansiedlung der Europäischen Auster dient als Naturschutzmaßnahme zur Verbesserung des ökologischen Zustands in den Meeresschutzgebieten und darüber hinaus.

Das Projekt RESTORE läuft seit 2016 als Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in verschiedenen Phasen. In der Voruntersuchung (2016 – 2019) wurden die Rahmenbedingungen für die erfolgreiche Wiederansiedlung der Art erarbeitet und wissenschaftliche Voruntersuchungen zur biologischen Machbarkeit durchgeführt. Im Hauptvorhaben (2019 – 2024) wurde ein Pilotausternriff mit jungen Austern im Meeresnaturschutzgebiet Borkum Riffgrund wiederhergestellt. Dort werden Techniken für eine großflächige Ausbringung von Austern und die Erweiterung von Riffflächen getestet. Die Wissenschaftliche Begleitung (2020 – 2025) untersucht den Zustand des sich entwickelnden Lebensraums, die sich einstellenden assoziierten Arten, ihre Interaktionen wie z.B. Räuber-Beute-Beziehungen, und die Zunahme der Biodiversität am Austernriff. Die Ergebnisse fließen in die Planung der nächsten Projektschritte und zukünftiger Wiederherstellungs- und Naturschutzmaßnahmen ein.

Für die obligatorische Versorgung mit Jungaustern für langfristige und großflächige Wiederansiedlungsmaßnahmen wurde das Projekt PROCEED (2018-2025) gestartet. Hierfür wird eine Austernaufzuchtanlage auf Helgoland betrieben (Helgoland Oyster Hatchery). Diese entwickelt und optimiert Techniken, um Europäische Austern speziell für die Wiederansiedlung in der Deutschen Bucht zu züchten. Wichtige Kriterien sind der Erhalt der genetischen Vielfalt, Gesundheit und Biosicherheit. Neben der eigenen Produktion ist auch der Austausch mit weiteren Austernzuchtanlagen und Expert:innen des Europäischen NORA Netzwerk (Native Oyster Restoration Alliance) eine wichtige Aufgabe. Auf europäischer Ebene werden so Standards und Richtlinien für die ökologische Wiederherstellung von Austernriffhabitaten erarbeitet und umgesetzt. Zudem werden umfangreiche Unterrichts- und Informationsmaterialien zur Vermittlung von wichtigem Grundlagenwissen rund um die ökologische Schlüsselart und ihren Lebensraum entwickelt. Hierfür steht das interaktive Wissensportal www.heimische-auster.de zur Verfügung, auf dem eine Vielzahl an Informationen und Materialien für unterschiedliche Zielgruppen zur Verfügung steht.

Eng vernetzt arbeiten die Projekte RESTORE und PROCEED an der Beantwortung und Lösung wichtiger Fragestellungen als Basis für eine langfristige und ökologisch erfolgreiche Wiederansiedlung der Europäischen Auster. Bisherige Ergebnisse zeigen, dass Austern in der heutigen Nordsee überleben, wachsen und sich über einen mehrjährigen Zeitraum auch die gewünschte Biodiversitätssteigerung einstellt. Aufgrund des anthropogen stark veränderten und zerstörten Ökosystems Nordsee sind Maßnahmen zur Wiederherstellung ökologisch wirksamer Habitate eine langfristige Aufgabe. Vor dem Hintergrund der aktuellen UN-Dekade und der UN-Nachhaltigkeitsziele (SDG 14 Life below water) sind die Projekte ein richtiger Weg, um den Biodiversitätsverlust zu stoppen und umzukehren.

Dokumente

WEB_PROCEED_Flyer_DE.pdfGröße 516 KB
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screen_PROCEED_Factsheet_DE.pdfGröße 4035 KB
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DRUCK_st05.1_PROCEED_Premium_RollUp_Bannerdisplay_120x200cm_kompr-komprimiert.pdfGröße 4306 KB
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Faltblatt-Die-Wiederansiedlung-der-Europaeischen-Auster-kompr-komprimiert.pdfGröße 5096 KB
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