Naturvielfalt Westallgäu – Miteinander für Moore & mehr
Das Projektgebiet liegt im Südosten Baden-Württembergs. Dort befindet sich das „Oberschwäbische Hügelland und die Adelegg“, einer von bundesweit 30 Hotspots der biologischen Vielfalt. In den rund 800 Quadratkilometern liegen Biotope von herausragender Bedeutung.
Hoch- und Niedermoore, Streu- und Nasswiesen sowie Quellmoore, Seen und Weiher sind hier zu finden, die durch Fließgewässer miteinander verbunden sind. Die glazial geprägte Landschaft des Westallgäus zeigt ein Mosaik unterschiedlicher Lebensräume auf kleinem Raum.
Die meisten Moore wurden jedoch entwässert und viele moortypische Arten sind zurückgegangen. Vor allem auf Niedermoorflächen wird teilweise intensive Grünlandwirtschaft mit hohen Düngergaben betrieben.
Dennoch bietet die Region noch zahlreiche für die Biodiversität hoch bedeutsame Feuchtbiotope wie den Regenmoorkomplex „Winnismoos“, das Haubacher Moos oder die „Bodenmöser“, ein Moorkomplex aus verschiedenen Moorlebensräumen, der Brutregion für seltene Arten wie Wachtelkönig, Braun- oder Schwarzkehlchen ist und gute Möglichkeiten zur Renaturierung der Torfkörper bietet.
Im Rahmen des Hotspot-Projektes im Bundesprogramm Biologische Vielfalt planen wir Renaturierungsmaßnahmen für sechs Moorgebiete. Durch den Verschluss von Entwässerungsgräben mittels Spundwänden arbeiten wir aktiv an der nachhaltigen Wiederherstellung dieser einzigarten Ökosysteme.
Das Vorhaben wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesumweltministeriums gefördert.
Details
- Projektträger:
- NABU (Naturschutzbund Deutschland) Landesverband Baden-Württemberg e. V. Vorsitzender: Johannes Enssle VR 1756, Amtsgericht Stuttgart Tübinger Straße 15 70178 Stuttgart Projektbüro Naturvielfalt Westallgäu Bärenweiler 1 88353 Kißlegg
- Adresse:
- Bärenweiler 1
88353 Kisslegg - Förderprogramme:
Projekt-Initiator: NABU Baden-Württemberg
Bundesprogramm Biologische Vielfalt: Hotspot-Region 5
BfN
BMUV
UM BaWü
ForstBW
- Kooperationspartner:
- Förderer: BPBV, BfN, BMUV Weitere Partner: UM BW, ForstBW
Projektbeschreibung
Das Projekt „Naturvielfalt Westallgäu“ setzt sich für den Erhalt der natürlichen Lebensräume im Westallgäu ein.
Ausgewählte Moore sollen wiedervernässt, Feuchtlebensräume aufgewertet und modellhaft verbunden werden. Durch Einstellung auf die ursprünglichen hydrologischen Verhältnisse soll beispielsweise der Torfschwund aufgehalten und die Besiedlung moortypischer Tier- und Pflanzenarten gefördert werden.
Denn auch im Alpenvorland gibt es nur noch wenig intakte, nasse Moorflächen: Mehr als 90 Prozent gelten als entwässert für die Nutzung durch Land- oder Forstwirtschaft. Der Verlust dieser seit Jahrtausenden gewachsenen Lebensräume ist lebensbedrohlich für die meisten der auf diesen Lebensraum spezialisierten Tier- und Pflanzenarten. Entwässerte Moore sind zudem schädlich fürs Klima: Torf zersetzt sich und große Mengen Kohlendioxid entweichen.
Das Projekt wird gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Die Projektbearbeitung erfolgt durch ein im Hotspot gelegenes Projektbüro, das angedockt an den NABU Baden-Württemberg mit einem vierköpfigen, interdisziplinär besetzten Projektteam (naturvielfalt-westallgaeu.de/ueber-uns) in Bärenweiler bei Kißlegg sitzt. Regionale Partnerschaften mit Kommunen, Akteuren aus Naturschutz, Land-, Forst- und Wasserwirtschaft sowie weiteren Wirtschafts- und Sozialpartnern gewährleisten zusätzlich eine nachhaltige Wirkung auch über die Projektlaufzeit hinaus.
Ziele
- Wiedervernässung und Renaturierung von degenerierten Mooren
- Förderung des Biotopverbundes feuchter Standorte durch Vernetzung von Lebensräumen sowie die exemplarische Renaturierung von Quellbereichen
- Förderung des Dialogs mittels Kommunikation und Umweltbildung zwischen Naturschutz und Landnutzenden
- Identifikationsstärkung und Sensibilisierung der Menschen in der Region für die ökologischen Besonderheiten in diesem Hotspot
- Untersuchung und Erprobung von Möglichkeiten für eine exemplarische Umstellung der Moorbodenbewirtschaftung auf Paludikultur mit der Anpassung der Konzepte für eine land- und / oder forstwirtschaftliche Nutzung nasser Moorstandorte für den süddeutschen Raum.
- Langfristige Sicherung der im Projekt angestoßenen Prozesse durch regionalen Partnerschaften
Handlungsfelder
www.naturvielfalt-westallgaeu.de/ziele
Maßnahmen
Seit Beginn der Projektlaufzeit (bis heute) wurden umfangreiche Vorbereitungen zu den geplanten Moorrenaturierungsmaßnahmen getroffen. In fünf von sechs vorgesehenen Moorgebieten fanden zahlreiche Besprechungen mit lokalen Akteuren sowie Grundstückseigentümer*innen statt. Vertrauen konnte aufgebaut, Befürchtungen genommen und Lösungen für zB Probleme des Biber- und Wassermanagements vorgeschlagen werden.
Für drei Moorgebiete haben wir die Gutachten zur Erhebung der Tier- und Pflanzenwelt sowie die abiotischen Gutachten zur Erfassung der Moorhydrologie vergeben.
Während bei zwei Moorgebieten der überwiegende Teil der zur Renaturierung vorgesehenen Flächen im Besitz der öffentlichen Hand ist, liegt beim Moorgebiet „Blindelesee“ vor allem Privatbesitz vor. Deshalb haben wir dieses Gebiet für eine Fallstudie ausgewählt, um exemplarisch die Vorgehensweise bei Renaturierungsvorhaben mit Privatpersonen zu erproben und Herausforderungen und Erfolgsfaktoren zu dokumentieren. Die Fallstudie dazu fließt auch in die Evaluation des Projekts mit ein.
Eine wichtige Maßnahme im Projekt ist zudem die ergänzende Inventarisierung von Lebensräumen und Arten des Hotspots, auch um zu prüfen, ob Moorbodenstandorte ackerbaulich genutzt werden bzw. welche Entwicklungsmöglichkeiten für Nass- und Streuwiesen existieren.
Ergebnisse
Durch die gute Zusammenarbeit mit den Projektpartnern aus Naturschutz und Forst konnten wir im Bereich der Flächenakquise erste Erfolge verbuchen.
Eine Auswertung der Verbreitung von Acker- und Grünlandstandorten auf organischen Böden/Moorbodenstandorten ist bereits abgeschlossen. Erfreulich: Es gibt nur sehr wenige Ackerflächen auf Niedermoorböden im Gebiet.
Unsere Medienkanäle werden bereits gut angenommen. Sie tragen dazu bei, die Naturschutzthemen in der Öffentlichkeit zu verankern und durch Führungen und Angebote bei Veranstaltungen regelmäßig zu beleben.
25 Naturlots*innen, die im Projekt ausgebildet werden, bieten dieses Jahr (nach aktuellem Stand) 23 Führungen und Bildungsangebote für die Öffentlichkeit im Projektgebiet an, die für die Natur begeistern, Faszination wecken und auch die Akzeptanz für unsere Maßnahmen stärken sollen.
Auch die Zusammenarbeit mit Schulen und Hochschulen wurde erfolgreich begonnen und soll in den kommenden Jahren intensiviert werden.
Insgesamt befindet sich das Projekt noch in einer vorbereitenden Phase im Hinblick auf konkret umgesetzte Naturschutz-Maßnahmen, weshalb zum Stand heute erst wenige Ergebnisse dargestellt werden können.