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Meere und Küsten

DAM Pilotmission: Ausschluss mobiler, grundberührender Fischerei in Schutzgebieten der Deutschen AWZ der Ostsee

Mecklenburg-Vorpommern
Mobile grundberührende Fischerei (MGF) ist eine Fangmethode mit starken Auswirkungen auf die Ökosysteme Meeresboden und Wassersäule. MGF wird weltweit eingesetzt, was auch die Ostsee und ihre Schutzgebiete miteinschließt. Zum erweiterten Schutz der bereits ausgewiesenen Natura-2000-Gebiete ist ein Ausschluss von MGF geplant, welcher allerdings auf EU-Ebene verhandelt wird. Die Datenlage zum Einfluss von MGF auf den Meeresboden ist – besonders für die Ostsee – relativ schlecht. Daher ist der geplante Ausschluss eine einzigartige Gelegenheit, den Einfluss von MGF auf die Lebensgemeinschaft „Meeresboden“ zu untersuchen, die Entwicklung einer ungestörten Lebensgemeinschaft zu verfolgen, und hierdurch Erkenntnisse über den Einfluss von Fischerei auf die Meeresumwelt zu erlangen. Um dieses Ziel zu erreichen, setzt das Projekt auf interdisziplinäre Zusammenarbeit verschiedenster Forschungsinstitute. Es werden regelmäßig verschiedenste Ökosystemkomponenten in den Schutzgebieten und hieran anschließenden Referenzgebieten untersucht. Ergänzt wird diese Zeitserienbeprobung durch Labor- und Feldexperimente um kleinskalige oder kurzfristige Effekte von MGF zu untersuchen. Nach erfolgtem MGF-Ausschluss soll der bisherige „Ist-Zustand“ mit potentiellen Veränderungen nach MGF-Ausschluss verglichen werden, um so die Regenerationsfähigkeit der marinen Umwelt zu bewerten und zukünftige Handlungsempfehlungen, Monitoringkonzepte und ein nachhaltiges Schutzgebietmanagement zu erstellen.
Plattfisch auf Schleppnetzspur (Screenshot aus Videomonitoring)Foto: Dr. Mayya Gogina (IOW)

Details

Projektträger:
Projektträger Jülich
Adresse:
Seestraße 15
18119 Rostock-Warnemünde
Förderprogramme:
Bundesministerium für Bildung und Forschung
Kooperationspartner:
SustainMare, Deutsche Allianz für Meeresforschung, MGF-Nordsee
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Projektbeschreibung

Mobile grundberührende Fischerei (MGF) findet aktuell weltweit großflächig statt. Diese Fangmethode kann starke direkte und indirekte Auswirkungen auf das Ökosystem des Meeresbodens haben. Ferner kommt es durch MGF durch Resuspension von Sediment in die Wassersäule mit Folgen für Nährstoffkreisläufe und Lebensgemeinschaften. Zum Beispiel kann dies zur Sauerstoffzehrung im Bodenwasser und zur Freisetzung von Nähr- und Schadstoffen aus dem Sediment führen. Auch in der Ostsee wird der Meeresboden größtenteils durch MGF gestört, was weitgehend die Natura2000-Schutzgebiete (Marine Protected Area MPA) innerhalb der deutschen ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) einschließt. Zum Schutz der MPAs ist ein Ausschluss von MGF in Teilen dieser Gebiete geplant und wird aktuell auf EU-Ebene verhandelt. Da die Datenlage, insbesondere für die Ostsee, schlecht ist, bietet sich hier die einzigartige Möglichkeit, benthische Biozönosen und das Regenerationspotential des Ökosystems nach Ausschluss von MGF zu analysieren. Das übergeordnete Ziel des DAM-Pilot-Projekts „MGF-Ostsee“ ist es daher, die direkten und indirekten Auswirkungen von MGF auf Lebensgemeinschaften, geologische Strukturen und Stoffflüsse am Meeresboden zu untersuchen, um daraus bessere Erkenntnisse für den Einfluss dieser Fischerei zu bekommen. Durch den Vergleich mit sehr ähnlichen Referenzflächen direkt außerhalb der MPAs, und in Kombination mit ergänzenden experimentellen Untersuchungen zu kurzfristigen Effekten (in Form von „Trawling-Experimenten“ außerhalb der MPAs), werden die Erkenntnisse zu einer Bewertung des Einflusses von MGF auf Organismen am und im Meeresboden sowie Ökosystemfunktionen in der Ostsee führen. Dies sollte später in ein nachhaltiges Management dieser Meeresschutzgebiete einfließen. In den ausgewählten Gebieten Fehmarnbelt, Oderbank und Rönnebank zeigte sich eine gute Vergleichbarkeit der Referenzgebiete mit den MPA-Flächen, basierend auf MGF-Intensität, diverser Ökosystemkomponenten, sämtlicher Organismengruppen von den Bakterien bis zu den Fischen, sowie chemisch-physikalischer Bodenparameter. Bisherige Daten lassen vermuten, dass der aktuelle MGF-Einfluss dafür verantwortlich ist, dass sich MPAs und Referenzgebiete kaum unterscheiden. Diese Hypothese soll getestet werden, indem die Untersuchungen nach Fischerei-Ausschluss in den Untersuchungsflächen fortgeführt werden. Diese Zeitserienbeprobungen werden durch wissenschaftlich begleitete, experimentelle experimentelle Grundschleppnetz-Einsätze in küstennahen Gebieten ergänzt. Die Experimente dienen dazu, den direkten Einfluss auf das Ökosystem zu erfassen und erste Prognosen zu Erholungszeiträumen auf kurzen Zeitskalen für verschiedene Komponenten zu erstellen. Die Ergebnisse können außerdem Hinweise auf potenzielle Kipppunkte der Belastung durch regelmäßige MGF geben. Der aktuelle Stand ist leider, dass der offizielle Ausschluss von MGF aus den MPAs in der deutschen AWZ nach wie vor nicht wirksam ist. Gleichzeitig ist aber zu beobachten (und durch offizielle Daten bestärkt), dass die Grundschleppnetzfischerei in der Ostsee deutlich nachgelassen hat, ausgelöst durch die Dezimierung der kommerziellen Fischbestände und entsprechende Fangquoten. Wir gehen daher davon aus, dass die aktuellen Aufnahmen in den MPAs dazu dienen können, parallel zu dem nachlassenden Fischereidruck, Veränderungen in den Gemeinschaften zu dokumentieren. Insbesondere für MPAs, wo wir aufgrund des schlickigen Sediments die MGF-Intensität anhand der Spuren im Sediment („trawl tracks“) dokumentieren können, werden entsprechende Zusammenhänge möglich sein.

Dokumente

factsheet_mgf_ostsee23_de.pdfGröße 733 KB
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