Protection of meadow birds in coastal areas of Vorpommern (Germany)
Das EU Projekt LIFE Limicodra (Förderkennzeichen: LIFE16 NAT/DE/000592) widmet sich dem Schutz von wiesenbrütenden Watvögeln im Küstenraum Vorpommerns (Nordostdeutschland) und insbesondere dem Erhalt ihrer Brutvorkommen in nassen Salzgrasländern entlang der Bodden- und Haffküste. Der Begriff Limicodra vereint die Zielarten der Limikolen (Watvögel) mit der Lage der Projektgebiete im westlichen Odermündungsraum an Greifswalder Bodden, Peenestrom und Stettiner Haff. Eine internationale Zusammenarbeit mit den Kollegen auf polnischer Seite scheiterte seinerzeit am Wechsel des politischen Systems in Polen. Der zweite Teil des Akronyms _odra ist die polnische Übersetzung des Eigennamens der Oder. Die fünf Projektkulissen befinden sich vollständig in Natura 2000-Gebieten, das betrifft drei Gebiete gemeinschaftlicher Bedeutung und drei Vogelschutz-Gebiete. Das Projekt läuft über einen Zeitspanne von acht Jahren bis zum Herbst 2025. Dies ermöglicht die schrittweise Verbesserung der Lebensbedingungen und Bruthabitate, die zur Ansiedlung bzw. Vergrößerung der Brutpopulationen erforderlich ist. Die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse fließen in die Anwendung und Übertragung auch in andere Gebiete ein. In den sogenannten Südgebieten, den zwangsentwässerten Poldern, werden Restpopulationen vergrößert, um perspektivisch in die Nordgebiete auszustrahlen. Diese Gebiete sind ausschließlich Naturschutzgebiete mit entsprechendem Schutz durch Verordnungen, so dass hier die Zukunft der Brutpopulationen liegt.
Details
- Projektträger:
- Stiftung Umwelt- und Naturschutz Mecklenburg Vorpommern (STUN MV)
- Adresse:
- Dorfstraße 24
17398 Bugewitz - Förderprogramme:
Förderprogramm LIFE+ Natura 2000
Förderer:
1. Europäische Union
2. Ministerium für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt
3. Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee (Ostseestiftung), private Stiftung
4. Kurt Lange Stiftung, private Stiftung
5. Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie MV (LUNG)
6. Amphi International
- Kooperationspartner:
- Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie mit Naturpark "Am Stettiner Haff" und Naturpark "Insel Usedom", Naturschutzstiftung Deutsche Ostsee (Ostseestiftung), Amphi International ApS
Projektbeschreibung
Das Projekt beabsichtigt, die Lebensbedingungen für Wiesenbrüter wesentlich zu verbessern. Bisherige Schutzbemühungen im Rahmen der Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen (AUKM) sind nicht ausreichend. Es werden in einem Best-practice Ansatz bekannte Methoden des Habitatmanagements für Wiesenbrüter angewandt. Das Projektteam nutzt die Erfahrungen, um die Fördermöglichkeiten durch AUKM`s für Wiesenbrüter zu verbessern. Drei Säulen bestimmen das fachliche Handeln: 1.Vegetationsmanagement, 2. hydrologisches Management, 3.Prädationsmanagement. Alle drei dieser Hauptaktionsfelder sind gleichrangig und müssen konsequent umgesetzt werden. Voraussetzung dafür ist die Verfügungsberechtigung über die Flächen verschiedenster Eigentümer. Durch umfangreichen Landkauf und -tausch in den Südgebieten des LIFE-Projektes besteht die realistische Chance, mehr als 300 ha in bisher überwiegend intensiv genutzten Naturräumen einer schonenderen Moornutzung zu überführen. Die anschließende wertschöpfende Landschaftspflege durch Agrarbetriebe erhöht bereits jetzt messbar die Artenvielfalt. Den Agrarbetrieben bietet sich die Chance, durch Brutvögel und moorschonende Wasserstände ein Geschäftsmodell als Übergang zum perspektivischen Ausstieg aus einer vormals schädigenden Polderbewirtschaftung zu entwickeln. In der Folge werden speziell im Raum der südlichen Peenemündung weitere umfangreiche Flächen um das 1.200 ha große Wildnisgebiet des Anklamer Stadtbruch nach naturschutzfachlichen Vorgaben bewirtschaftet. Durch andere benachbarte Naturschutzprojekte (Moorschutzprojekt, Paludipiloten, Nordstream Kompensationen, NABU Eigentum NNE) ergibt sich schlussendlich im ehemaligen Großförderprojekt des Peenetals ein naturschutzfachlich gesicherter Raum von ca. 3.000 ha. In den Nordgebieten des LIFE-Projektes liegt, neben den hydrologischen Maßnahmen und der naturschutzfachlich anspruchsvollen landwirtschaftlichen Nutzung, der Schwerpunkt beim Prädatorenmanagement. Neben der Umsetzung eines Moorschutzprojektes des Landes MV erfolgt in den Freesendorfer Wiesen die Erarbeitung eines Ökokontos. Durch beide Projekte werden die Bedingungen in den europäisch geschützten Atlantischen Salzwiesen und Borstgrasrasen so hergestellt, dass die Vielfältigkeit des Schutzgebietes auf Dauer erhalten werden kann. Verlandete Priele wurden wieder hergestellt, Sörkulissen aus Schilf teilweise beseitigt und die Zufahrt zur Insel Struck durch eine neue Brücke gesichert. Feste Weidezäune effektivieren den Umtrieb der weidenden Rinder, so dass keine Unterbeweidung entsteht. Vorhandene Fahrdämme werden zurückgebaut, um die hydrologischen Zu- und Abflussverhältnisse wieder herzustellen. Während der Umsetzung sind bereits gute Habitatbedingungen entstanden und trotzdem gelingt es bisher nicht, die Brutzahlen der bodenbrütenden Vögel, Amphibien und andere Organismengruppen zu stabilisieren. Die Prädation ist erheblich und wird durch die Einrichtung von 17 videoüberwachten Fallen intensiviert. Die aktive Jagdausübung durch die Revierinhaber ist erheblich verstärkt worden. Sie werden durch den Gebietsbetreuer aktiv unterstützt, so dass erste Effekte bereits im Startjahr nachzuweisen sind. Die Errichtung von Prädatorensperrzäunen am Großen Wotig und in den Freesendorfer Wiesen wird das Vorhaben zur weitestgehenden Prädatorenfreiheit unterstützen. Hierbei geht es hauptsächlich um Fuchs, Schwarzwild sowie um Waschbär und Marderhund. Als Voraussetzung zur Umsetzung erwirbt die StUN MV ständig Flächen im Gebiet im Rahmen des naturschutzfachlichen Vorkaufsrechts. Zusammen mit Flächenübertragungen durch NNE besitzt sie mittlerweile ca. 80 ha. Hauptprojektziele sind a) den Fortbestand der Arten L. limosa, N. arquata, T. totanus, V. vanellus und G. gallinago innerhalb ihres Verbreitungsgebietes entlang des Oderästuars mittels Schaffung geeigneter Brutlebensräume zu sichern. b) Bedingungen zu schaffen, welche die Wiederbesiedlung der Projektgebiete durch C. alpina schinzii und P. pugnax (als Brutvögel) gestatten. c) Durch Ankauf werden 30-40 ha dauerhaft gesichert. Pachteinnahmen ermöglichen nach Projektende die Betreuung von Gelegeschutzzäunen Weitere Projektziele sind: d) AUKMs im Land M/V für Wiesenbrüter zu ertüchtigen. e) Kompetenz und Kapazität hinsichtlich der Umsetzung und Beantragung von Naturschutzgroßvorhaben bei den Projektpartnern Ostseestiftung und StUN auszubauen. f) Expertenwissen zum Thema Wiesenbrüterschutz im Ostseeraum aufzubauen und zu verbreiten g) Verbesserung des Lebensraumes für z.B. E. calamita und S. rubetra. h) Natur- und Wiesenbrüterschutz ins öffentliche Bewusstsein zu rücken. i) Ausbildung ehrenamtlicher Gebietsbetreuer (Jäger, Landwirte, Naturschützer) für das Projekt zur Gewährleistung einer intensiven Betreuung der Flächen während der Brutsaison. j) Erhöhung der Biodiversität durch Vegetationsumbau. k) Verminderung der CO2-Emissionen durch Moor- und Feuchtgrünlandschutz. l) Schäden an den Zielarten - hervorgerufen durch invasive Arten - zu verringern.