Life "Patches & Corridors" - Entwicklung eines Habitatnetzwerkes für den Blauschillernden Feuerfalter
Im Schutzgebiet für Fauna, Flora und Lebensräume (FFH) „Oberlauf der Rur“ werden im Zeitraum 2017-2024 zahlreiche Naturschutzmaßnahmen durchgeführt. Leitart des Vorhabens ist der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle). Dieser Schmetterling ist in Europa überaus selten und wird auch in Deutschland nur noch in wenigen Regionen angetroffen. Durch den Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Lebensräume wie Feuchtwiesen und Auwälder wird neben dem urwüchsigen Landschaftsbild der Eifel auch deren wertvolle Artenvielfalt gefördert.
Details
- Projektträger:
- Biologische Station StädteRegion Aachen e.V.
- Adresse:
- Zweifaller Straße 126
52224 Stolberg - Förderprogramme:
EU-LIFE Förderprogramm 2014-2020
- Kooperationspartner:
- Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
Projektbeschreibung
Am 1. Januar 2017 ist das EU Naturschutz Projekt „Patches and Corridors“ von der Biologischen Station StädteRegion Aachen e.V. auf den Weg gebracht worden. Unter dem Dach des EU Fördertitels "LIFE" reiht es sich ein in eine Riege von 38 weiteren, in diesem Jahr europaweit gestarteten LIFE Projekten.
Der Ausgangszustand
Die Schutzgebiete in der Nordeifel werden zu einem großen Anteil konventionell und naturfremd genutzt. Vorherrschend ist die forstliche Bewirtschaftung mit Fichtenmonokulturen in Bachtälern, die natürlicherweise eine Vielzahl unterschiedlicher Laubwaldgesellschaften beherbergen würden. Ortsfernes, artenreiches Feucht- und Magergrünland ist aufgrund des landwirtschaftlichen Strukturwandels in den letzten Jahrzehnten brachgefallen, unterliegt der Dominanzbildung und damit dem Artenverlust. Das Vorhaben soll gefährdete Arten und Lebensräume in einer Reihe von Schutzgebieten der Nordeifel fördern.
Ein Schmetterling ebnet den Weg
Die Leitart des Projektes ist ein europaweit gefährdeter Schmetterling, der Blauschillernde Feuerfalter (Lycaena helle). Im Raum Monschau-Simmerath gibt es eine ganze Reihe von Vorkommen, die Dank bereits erfolgter Schutzmaßnahmen im Bestand gesichert sind. Diese Vorkommen sind aber oftmals sehr isoliert voneinander, es findet kein Austausch von Faltern zwischen diesen Beständen statt. Mittelfristig wird das ein Problem werden. Zunächst für einzelne Bestände und letztlich für die gesamte Population. Das LIFE Projekt wird gemäß seines Titels Trittsteinbiotope und Ausbreitungskorridore schaffen und optimieren. Das heißt konkret, bestehende Feuchtwiesen und Auwälder werden auf geeignete Art und Weise genutzt und für die heimische Natur ungeeignete Lebensräume werden umgewandelt. Davon profitieren viele heimische und seltene Pflanzen- und Tierarten der Aue wie beispielsweise die Bergulme, der Biber (Castor fiber) oder der Schwarzstorch (Ciconia niger).
Projekt-Ziele
Die Vernetzung bestehender und potenzieller Lebensstätten des Blauschillernden Feuerfalters durch
- Entwicklung, Erweiterung und Optimierung natürlicher Wald- und Offenlandlebensräume der Auen, wie auetypische Laubwälder, Moorwälder, artenreiche Mähwiesen und feuchte Hochstaudenfluren.
- Sicherung bestehender, bisher nicht ausreichend geschützter Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters durch Grunderwerb.
- Einführung eines Lebensraum-Management in bestehenden und potentiellen Habitaten, das auf die ökologischen Ansprüche des Blauschillernden Feuerfalters abgestimmt ist.
- Bekämpfung von Neophyten zur Erhaltung feuchter Hochstaudenfluren und Auwälder durch Eliminierung des in Teilen des Projektgebietes eingedrungenen Drüsigen Springkrautes (Impatiens glandulifera).
Maßnahmen
- Über eine Lebensraumkartierung wurde das ganze Spektrum der Biotoptypen erfasst, ihr Zustand beurteilt und mögliche Maßnahmen abgeleitet.
- Noch nicht bekannte Vorkommen des Blauschillernden Feuerfalters wurden gesucht und der Zustand der Populationen eingeschätzt hinsichtlich ihrer Vitalität und Isolation.
- Für die Umsetzung unserer Ziele bedeutende Grundstücke wurden identifiziert und ihr Ankauf bzw. eine Pacht wurde mit den Eigentümern besprochen. Stand heute wurden die Besitzer von 174 Grundstücken kontaktiert.
- Eingeworbene Fichtenforstparzellen werden zu Laubwald umgebaut. Der Nadelbaumbestand kleinerer Grundstücke wird komplett entnommen. Bodenschonende Methoden wie z.B. unterschiedliche Seilzugtechniken werden in empfindliche nassen oder steilen Lagen eingesetzt. In größeren, zusammenhängenden Forsten erfolgt der Waldumbau über einen längeren, mehrere Jahrzehnte dauernden Zeitraum. Wir entnehmen die Bäume gruppenweise, um den Waldcharakter des Gebietes bestmöglichst zu erhalten.
- Laubbäume werden durch den Samen der Umgebung über den Wind oder Tiere in die eingeschlagenen Flächen getragen. Lokal werden Bäume gepflanzt, um die Artenzusammensetzung zu lenken. Etwa 250 Bergulmen, einer für Schluchtwaldstandorte typische und regional seltene Baumart, wurden u.a. gepflanzt.
- In Ufernähe bringen wir auf den ehemaligen FIchtenforsten Schlangenknöterich (Bistorta officinalis) ein - die einzige Raupennahrungspflanze des Blauschillernden Feuerfalters.
- Brachgefallenes Land wurde einerseits eingezäunt, damit eine extensive Beweidung erfolgen kann. Andererseits wird mit den verschiedensten geländegängigen Mähgeräten gearbeitet, um in steiler Lage und auf nassen Untergrund Grünland wieder zu bewirtschaften.
- Dreimal jährlich wird unser Projektgebiet von Unternehmern abgelaufen, um das Drüsige Springkraut auszurupfen. Eine mühsame Arbeit die Genauigkeit erfordert aber deutliche Erfolge zeigt.
- Durch die Erfassung von Pflanzen, Tag- und Nachtfaltern, Laufkäfern und Spinnen mit standardisierten Methoden vor Beginn und nach Beendung unserer Maßnahmen beurteilen wir den Erfolg unserer Arbeiten.
- Wanderungen, Vorträge, eine Ausstellung, Social media Präsenz oder Presseartikel sind einige Beispiele für unsere Öffentlichkeitsarbeit.