InseGdA ‒ Artenvielfalt im Eger- und Röslautal ‒ Anwendung insektenfreundlicher Bewirtschaftungsmethoden im Verbund von Gewässer und Aue
Im Projekt InseGdA werden Konzepte zur Bewirtschaftung und Pflege der Gewässer und Auenflächen entlang der Eger und Röslau entwickelt und umgesetzt, die die Lebensraumbedingungen für die Insekten verbessern und so die Insektenvielfalt erhöhen. Um dies zu erreichen, wird die Strukturvielfalt in den Gewässern erhöht und in den Aueflächen eine insektenfreundliche Grünlandbewirtschaftung etabliert. Dabei liegt der Fokus auf einer engen Verzahnung der Gewässer und der angrenzenden Auenflächen. Das übergeordnete Ziel ist die Entwicklung eines räumlichen Verbunds aquatischer und terrestrischer Lebensräume und die Steigerung der Lebensraumqualität für eine hohe Diversität auetypischer Insektenarten.
Viele Fließgewässer wurden in den letzten Jahrhunderten begradigt, ihre Auenflächen entwässert. Durch die Renaturierung von Abschnitten zweier Fließgewässer wollen wir von InseGdA die natürliche Auendynamik, auch mit dem Ziel der Steigerung der Insektendiversität, wiederherstellen. Durch die Maßnahmenumsetzung soll sich ein natürliches Ökosystem aus Fließgewässer und Aue mit extensiver Bewirtschaftung entwickeln.
Außerdem wird die Maßnahmenumsetzung im Projektgebiet von einer breiten Öffentlichkeitsarbeit begleitet, um über die Biologie der Insekten, ihre Bedeutung und ihren Schutz zu informieren. Zur Realisierung dieser Ziele wird InseGdA im Bundesprogramm Biologische Vielfalt (BPBV) gefördert.
Details
- Projektträger:
- Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge.
- Adresse:
- Jean-Paul-Straße 9
95632 Wunsiedel - Förderprogramme:
InseGdA wird vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz sowie vom Bayerischen Naturschutzfonds und von der Stiftung Natur- und Kulturlandschaft Fichtelgebirge des Fichtelgebirgsvereins gefördert. Projektträger ist der Landkreis Wunsiedel i. Fichtelgebirge. Die Projektlaufzeit erstreckt sich von August 2020 bis Juli 2026.
- Kooperationspartner:
- Hochschule Magdeburg Stendal (Fachgebiet Gewässer- und Renaturierungsökologie), Bayerischer Bauernverband (Kreisverband Wunsiedel), Wasserwirtschaftsamt Hof, Naturpark Fichtelgebirge, Ökologische Bildungsstätte Hohenberg, Fichtelgebirgsverein, Lernort Natur-Kultur Fichtelgebirge, Bezirksfischereiverband Oberfranken e.V.
Projektbeschreibung
Im Projekt InseGdA werden Konzepte zur Bewirtschaftung und Pflege der Gewässer und Auenflächen entlang der Eger und Röslau entwickelt und umgesetzt, die die Lebensraumbedingungen für die Insekten verbessern und so die Insektenvielfalt erhöhen. Dabei sollen keine neuen technischen Methoden zum Insektenschutz erprobt werden. Es geht vielmehr darum, bestehendes Wissen zu insektenfreundlichen Bewirtschaftungsformen effizient in die Fläche zu bringen und neue Ansätze zum Insektenschutz zu entwickeln. Dazu sollen Landwirtinnen und Landwirte auch effektiver in den Insektenschutz eingebunden werden. Im Mittelpunkt steht die enge Verzahnung der Fließgewässer und der angrenzenden Auenflächen. Maßnahmenschwerpunkte in den Gewässern sind vorrangig strukturfördernde Maßnahmen, in den Auenflächen soll eine insektenfreundliche Grünlandbewirtschaftung realisiert werden. Ziel ist ein räumlicher Verbund aquatischer und terrestrischer Lebensräume und die Steigerung der Lebensraumqualität für eine hohe Diversität auetypischer Insektenarten.
Im Zuge des Projektes werden die Abschnitte zweier Gewässer dritter Ordnung, des Höllbachs und des Leuthenbachs, renaturiert. Beide Fließgewässer wurden vor ca. 150 bis 200 Jahren in den Bereichen der heutigen Maßnahmenstrecken zur Entwässerung des umgebenden Auengrünlandes umgebaut und befinden sich heute in einem stark degradierten Zustand. Der Höllbach soll in die ursprüngliche Aue zurückverlegt werden. Die Böschungen des stark eingetieften Leuthenbachs werden abgeflacht und durch das Aufbringen von gebietseigenem Kies soll die Gewässersohle angehoben werden. Natürliche und naturnahe Abschnitte beider Fließgewässer sowie deren Auen sollen erhalten und geschützt, eine Eigendynamik soll zugelassen werden. Um gewässertypische Strukturen zu schaffen, werden an geeigneten Stellen dynamikfördernde Elemente wie Totholz, Kies und Steine eingebaut. Die neuen Gerinne sollen eigenständig verschiedene Kleinstlebensräume wie z.B. Kolke, Gleit- und Prallhänge oder Sand- bzw. Kiesbänke ausbilden können. Unser Ziel ist die Vernetzung der Fließgewässer mit ihrem Auengrünland und die Steigerung der Gewässergüte und der Lebensraumqualität für das Makrozoobenthos, insbesondere für merolimnische Insekten, und damit auch für Prädatoren wie z.B. Fische.
Im Auengrünland wollen wir durch eine dynamischere Nutzung ein Bewirtschaftungsmosaik etablieren, welches eine höhere Strukturvielfalt in den Flächen und somit auch eine höhere Insektenvielfalt zur Folge hat. Im Vordergrund steht hierbei die Förderung der Lebensraumdynamik. Dazu sollen benachbarte Grünlandflächen möglichst zu unterschiedlichen Zeitpunkten gemäht werden. Unregelmäßig bewirtschaftete Gewässerrandstreifen sorgen für eine enge Verzahnung von Gewässer und Auengrünland und sollen die Gebietskulissen entlang eines Fließgewässers besser vernetzen. Ziel ist ein System, das so wenig Steuerung wie möglich erfordert. Das Projekt soll dazu beitragen, dass die Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirten mehr respektiert und ihre Rolle beim Insektenschutz mehr gewürdigt werden. Durch die Entbindung von festen Mahdzeitpunkten sollen ihnen bei der Grünlandnutzung mehr Freiheit eingeräumt werden. In unserem Konzept eines flexiblen Bewirtschaftungsmosaiks des Auengrünlandes sollen wiederkehrende Muster wie z.B. feste Schnittzeitpunkte möglichst vermieden und somit der Selektionsdruck auf die Insekten reduziert werden.
Unsere Ergebnisse im Bereich der insektenfreundlichen Bewirtschaftung des Auengrünlandes zeigen, dass sich unser Konzept des flexiblen Bewirtschaftungsmosaiks mit unterschiedlichen Mahdzeitpunkten selbstständig entwickeln kann. Eine extensive Bewirtschaftung des Auengrünlandes mit unregelmäßig gemähten Gewässerrandstreifen wird von den teilnehmenden Landwirtinnen und Landwirten sehr gut angenommen. Auch alternative Bewirtschaftungsformen, wie z.B. eine extensive Beweidung des Auengrünlandes, konnten wir im Rahmen von InseGdA initiieren und unterstützen.