Ziel des Projektes war die Wiederherstellung eines dynamischen und intakten Gewässersystems, das vielfältigen Lebensraum für Flora und Fauna darstellt. Im Vordergrund stand hierbei die Schaffung eines ökologisch hochwertigen Bachzustandes, der keiner permanenten Gewässerunterhaltung bedarf, sowie die Wiederherstellung einer hohen Strukturvielfalt im aquatischen, amphibischen und terrestrischen Bereich. Der Grunderwerb und die Umsetzung zahlreicher biotoplenkender Maßnahmen haben die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass mittlerweile auf fast 90 % der Gewässerstrecken eine eigendynamische Entwicklung stattfinden kann. Zudem steht der Ill und ihren Nebenbächen der ursprüngliche Retentionsraum fast vollständig wieder zur Verfügung. In den angrenzenden Auen erfolgt auf rund 95 % der landwirtschaftlich genutzten Flächen eine extensive Grünlandnutzung gemäß den Vorgaben des Pflege- und Entwicklungsplans. Untersuchungen zu Fauna und Flora im Rahmen einer Evaluierung haben eindeutig belegt, dass die Grünlandextensivierung zu einem flächigen Rückgang des Intensiv-Grünlandes geführt hat. Als Ergebnis der Evaluierung konnte 2012 festgestellt werden, dass die Ziele des Projekts vor dem Hintergrund der gegebenen Rahmenbedingungen in einem relativ dicht besiedelten Raum zum größten Teil erfüllt sind. Pflege und Management des Projektgebiets, welches inzwischen als Naturschutz- und Natura 2000-Gebiet ausgewiesen ist, ist langfristig durch den Zweckverband Natura Ill-Theel gesichert.
Details
- Projektträger:
- Zweckverband Natura Ill-Theel
- Adresse:
- In der Meulwies 1
66646 Marpingen-Berschweiler - Förderprogramme:
chance.natur – Bundesförderung Naturschutz
- Kooperationspartner:
- BMUV, BfN, MUKMAV, Naturlandstiftung Saar, Gemeinden Eppelborn, Illingen, Marpingen, Merchweiler, Tholey und die Stadt Lebach
Projektbeschreibung
Die Ill und ihre Nebengewässer haben den Charakter von Mittelgebirgsbächen, deren Ufervegetation v.a. im Oberlauf naturnah ausgebildet ist. Die Ill ist ein typischer Mittelgebirgsbach, der auf einer Lauflänge von ca. 30 km eine Höhendifferenz von 170 m überwindet. Die Biotopausstattung der Kernbereichsflächen ist im Wesentlichen durch Wald, Grünland unterschiedlichster Differenzierung, Sukzessionsflächen und Ufergehölzsäume geprägt. Das Kerngebiet umfasst die Gewässer selbst sowie die Teile des Einzugsgebiets, welche die Funktionsfähigkeit des Gewässers nachhaltig beeinflussen (Gewässerufer, Auenbereiche, genutzte Flächen, die über die Ableitung von Dränagewasser oder durch Erosion die Qualität des Gewässers beeinträchtigen). Charakteristisch ist die in weiten Strecken erhalten gebliebene Überschwemmungsdynamik (insbesondere am Unterlauf der Ill). In Sukzessionsbereichen treten typische Lebensgemeinschaften der Flussaue wie z.B. Hochstaudenfluren, Seggenriede und Röhrichte auf. Zu den z.T. gefährdeten Arten zählen Elritze, Bachneunauge, Neuntöter, Großer Feuerfalter, Sumpfschrecke, Blauflügel-Prachtlibelle, Breitblättriges Knabenkraut, Natternzunge u.a.
Das Gewässerrandstreifenprojekt Ill wurde von August 1992 bis Ende 2005 vom jetzigen Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit 73% sowie des jetzigen Ministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz in Saarbrücken mit 16% gefördert. 11 % steuerte der Zweckverband Illrenaturierung dazu. Die Kosten beliefen sich auf rund 17 Mio €. Das Projektgebiet umfasst das gesamte Einzugsgebiet der Ill mit rund 125 km². Die gesamte Gewässerlänge (inkl. der Nebenbäche) beträgt rund 140 km. Die Größe des Kernbereiches wurde gemäß Pflege- und Entwicklungsplan auf etwa 1.100 ha festgelegt.
Als Besonderheit im Zusammenhang mit Naturschutzgroßprojekten dürfte wohl die Lage des Gebietes am Rande des saarländischen Verdichtungsraumes gelten. Dies deutet einerseits auf ein hohes Naturschutzkonfliktpotential aufgrund konkurrierender Nutzungsansprüche hin; andererseits zeichnet sich dieses Projekt mit seinen Ansprüchen bezüglich einer Vorrangstellung für den Naturschutz in den Kernbereichen und den durchgeführten Biotop lenkenden Maßnahmen durch eine sehr große "Oberfläche" zur Bevölkerung aus im Hinblick auf Erfordernis, Sinnhaftigkeit und letztlich Akzeptanz.
Grundsätzlich steht die Wiederherstellung der ökologischen Funktionsfähigkeit des Gewässer-Aue-Systems im Vordergrund. Um dieses erreichen zu können, werden folgende Ziele konkretisiert:
1. Ausreichend hohe Gewässergüte
Aus der Sicht einer möglichst naturnahen Situation der Bäche war die Forderung, in kleinen Nebenbächen die Gütestufen I-II, im Hauptgewässer, der Ill, die Gütestufe II zu erreichen. Es wurden und werden eine Vielzahl an Maßnahmen zur Verbesserung der Gewässergüte vom Entsorgungsverband Saar (EVS) bzw. den vier Zweckverbandsgemeinden umgesetzt (Sanierung der Kläranlagen, der Schmutzwassersammler und Anpassung der Regenwasserbehandlung an den Stand der Technik, Fremdwasserentflechtungsmaßnahmen in allen vier Zweckverbandsgemeinden).
2. Wiederherstellung der biologischen Durchgängigkeit
Fast alle im Fließgewässer lebenden Tierarten führen tages- oder jahreszeitlich bedingte "Wanderungen" durch. Dabei suchen sie entweder Nahrungs- oder Laichplätze oder auch Schutz- und Rückzugsräume auf. Um die "Funktionsfähigkeit" des Gewässersystems für die Bewohner wiederherzustellen, mussten deshalb zahlreiche Barrieren (Querbauwerke, Teiche, Verrohrungen oder Verbauungen) entfernt oder umgestaltet werden.
3. Erhaltung/Förderung einer gewässertypischen Dynamik
Um natürliche Prozesse des Hochwassers, insbesondere außerhalb der Ortslagen wieder zuzulassen, braucht das Gewässer Raum. Durch Ankauf von ufernahen Grundstücken und zumindest die Einrichtung nicht mehr genutzter Uferrandstreifen wurde dieser Raum dauerhaft gesichert. Das Belassen oder auch gezielte Einbringen von "Totholz" (umgestürzte Bäume, Wurzelteller, etc.) ist dabei eine kostengünstige und effiziente Maßnahme zur Revitalisierung der ursprünglichen Gewässerdynamik.
4. Retention und Wiedervernässung
Ein weiterer "Motor" des Artenreichtums unserer Talauen ist neben der gestalterischen Kraft des Hochwassers das Wechselspiel von Überflutung und Trockenfallen der Aue. Dabei wirkt diese als Rückhalteraum (Retentionsraum) und "Schwamm", der Wasser in der Landschaft speichert.
Wo immer möglich, wird deshalb der Abfluss des Wassers gebremst, wurden Dränagen zerstört und die Fläche für Überflutung vor Bebauung freigehalten.
5. Extensivierung und Ausmagerung
Durch Flächenankauf und -tausch mit Flächen außerhalb der Kernzonen sowie die NSG-Verordnung ist es gelungen, dass in der Aue nur noch eine extensive Grünlandnutzung möglich ist (Mahd ab 15.6., Düngeverbot), bei dem der Entzug von Biomasse durch Mähen oder Beweidung mittel- und langfristig zu einer Nährstoffreduktion = Ausmagerung führen soll.