Mit dem Barben-Projekt verfolgt die Aktion Fischotterschutz e.V. das Ziel, die anspruchsvolle und im Einzugsgebiet der Aller seltene Fischart Barbe (Barbus barbus) zu stärken und ihre Ausbreitung sowie die biologische Vielfalt in den Fließgewässern im südöstlichen Niedersachsen zu fördern. Hierfür werden vielfältige, strukturreiche Habitate entwickelt und vernetzt, welche die Voraussetzung für eine starke Barbenpopulation und eine gewässertypische Fischartenzusammensetzung sind.
Aufgrund der starken Eingriffe durch den Menschen in den Verlauf und den Wasserhaushalt von Fließgewässern in Deutschland sind im letzten Jahrhundert die Bestände vieler Fischarten stark zurückgegangen. Arten, die hohe Ansprüche an Lebensraum und Wasserqualität stellen, haben unter der Verschmutzung und dem naturfernen Ausbau vieler Gewässer stark gelitten. Besonders betroffen sind wandernde Fischarten, wie z.B. die Barbe, die in ihrem Lebenszyklus weite Strecken zurücklegen und auf frei durchgängige Gewässer angewiesen sind. War die Barbe früher an vielen Flüssen in ganz Niedersachsen weit verbreitet, ist sie heute nur noch in wenigen Gewässern in geringer Individuendichte anzutreffen. Sie zählt zu den Fischarten, für deren Vorkommen und Ausbreitung Deutschland eine große Verantwortung trägt. Seit 2018 werden in Zusammenarbeit mit Kooperationspartnern in den Gewässern Revitalisierungsmaßnahmen zur Erhöhung der Lebensraumvielfalt für die Barbe und weitere Wasserlebewesen umgesetzt.
Details
- Projektträger:
- Aktion Fischotterschutz e.V.
- Adresse:
- Sudendorfallee 1
29386 Hankensbüttel - Förderprogramme:
Gefördert durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt,
Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, das Land Niedersachsen und dem
NLWKN (Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz)
- Kooperationspartner:
- Land Niedersachsen
Projektbeschreibung
Das Barben-Projekt ist im Großteil des Niedersächsischen Einzugsgebietes der Aller, von der Grenze zu Sachsen-Anhalt bis zur Mündung in die Weser bei Verden, aktiv. Der Schwerpunkt des Projektes liegt auf den Nebengewässern der Aller, an denen die Barbe bereits nachgewiesen wurde. Die Verbesserung ihres Lebensraums in diesen Gewässerabschnitten soll die Barbenpopulation stärken und zu einer Strahlwirkung führen, die die Ausbreitung unterstützt. Besonders die Unter- und Mittelläufe der Flüsse und Bäche besitzen die Voraussetzungen, um als potentieller Lebensraum für die Barbe zu dienen. Aufgrund der hohen und vielfältigen Habitatansprüche dieser Fischart kommen Maßnahmen zur Förderung ihrer Populationen auch vielen anderen heimischen Tier- und Pflanzenarten zugute.
Mit dem Ziel einen Naturschutz zu betreiben, der von der Bevölkerung getragen und unterstützt wird, erfolgt die Planung und Umsetzung von Naturschutzmaßnahmen grundsätzlich in Zusammenarbeit mit den lokalen Akteuren – Angelvereinen, Unterhaltungsverbänden, Behörden, Flächeneigentümern und Bewirtschaftern.
Als Grundlage für die Maßnahmenplanung wurde eine Habitatkartierung zur Erfassung der für die Barbe relevanten Strukturen entwickelt und insgesamt 53 km Fließgewässerstrecken kartiert. Durch die Umsetzung angepasster Gewässerschutzmaßnahmen, wie z.B. Anlage von Kiesbänken als Laichhabitat, Einbau von Totholzstrukturen als Unterstand, Strömungslenker und Lebensraum für Kleinlebewesen und Jungfische, Abflachung und Bepflanzung von Ufern, Aufwertung der Aue, wird die Habitatvielfalt der Gewässerabschnitte erhöht und Lebensräume für die unterschiedlichen Entwicklungsstadien der Barbe entwickelt, aufgewertet und vernetzt. Der Fokus der Maßnahmen liegt darauf, bestehende Biotope auszuweiten und die Eigendynamik der Fließgewässer zu unterstützen. Um die Maßnahmen des Barben-Projektes auszuweiten, wurde von Anfang an versucht, zusätzliche Finanzmittel zu akquirieren und Kooperationspartner zu finden, die das Projekt durch eigene Naturschutzmaßnahmen ergänzen. Im Zeitraum von 2018 – 2022 konnten so gemeinsam 18 Revitalisierungsmaßnahmen umgesetzt und eine Fließgewässerstrecke von 6,5 km an verschiedenen Bächen und Flüssen aufgewertet werden. Fünf Maßnahmen und die Aufwertung von weiteren 2,5 km Fließgewässer sind für 2023/2024 geplant.
Eine Erfassung der Fischbestände vor und nach der Maßnahmenumsetzung ermöglicht es, Rückschlüsse auf deren Effektivität zu ziehen. Hierbei konnte eine positive Entwicklung der Fischbestände in der Artzusammensetzung und Individuendichte auf den Maßnahmenstrecken festgestellt werden. Insbesondere der Nachweis adulter Barben sowie die hohe Dichte junger Barben auf eingebrachten Kiesbetten, wie beispielsweise an der Oker bei Hillerse, zeigt den Erfolg der Maßnahmen.
Mit einer breiten Kommunikations- und Öffentlichkeitsarbeit wird die Faszination für die Tierart Barbe und für die Vielfalt in den Fließgewässern erhöht. Die Öffentlichkeit wird in regelmäßigen Abständen über Fortschritte und aktuelle Geschehnisse im Projektverlauf informiert. Dafür werden eine Vielzahl von Medien genutzt: Vom Newsletter, Zeitungsartikel, thematische Fachveranstaltungen, Kurzberichte auf sozialen Medien bis hin zu Exkursionen, Vorträgen und Filmen, die den Verlauf des Projektes und die Lebensweise und Ansprüche der Barbe beleuchten. Eine interaktive Maßnahmenkarte auf der Homepage des Barben-Projekts informiert über die umgesetzten und geplanten Naturschutzmaßnahmen und stellt diese per Karte, Texten und Bildern vor.
Um das Bewusstsein für die Bedeutung intakter Fließgewässer für den Erhalt der biologischen Vielfalt zu stärken, fährt das Fluss-Fisch-Mobil durch das Projektgebiet. Mit Lernspielen und Experimenten wird das Wissen über Fließgewässer, heimische Fischarten und Kleinlebewesen sowie deren Lebensraumansprüche spielerisch an Schüler und Erwachsene vermittelt. Hierfür wurden unterschiedliche, dem Alter angepasste, Bildungsprogramme erarbeitet.
Als Fördermittelgeber konnte die Aktion Fischotterschutz e.V. das Bundesamt für Naturschutz und das Land Niedersachsen gewinnen. Hiermit ist eine Finanzierung des Projektes von 2018 bis 2024 gesichert.