Das Naturschutzgebiet „Biesenthaler Becken“ 25 Kilometer nordöstlich von Berlin ist durch unterschiedlichste Waldtypen wie Nadelholzkulturen, alte Laubmischwälder und Moorwälder geprägt. Trotz des Status als Naturschutzgebiet sind Holzeinschläge sowie die Entwicklung von Nadelforsten gestattet, wodurch die Leistungsfähigkeit für den Naturhaushalt und die Artenvielfalt beeinträchtigt ist. Die NABU-Stiftung setzt sich seit 20 Jahren für den Aufbau von nutzungsfreien, artenreichen und klimastabilen Naturwäldern im Biesenthaler Becken ein. Die Grundlage hierfür ist der 2002 begonnene Erwerb von Wald, um konsequent naturferne Waldbestände zu renaturieren, Wasserstände zu ihrem ursprünglichen Niveau anzuheben sowie zeitlich unbegrenzt ungestörte Waldentwicklungsprozesse zuzulassen. Dabei kommt eine sehr große Bandbreite an unterschiedlichsten Methoden zum Einsatz, wie z. B. Entnahme von Nadelhölzern, Förderung der natürlichen Ansamung von Laubbäumen, Schutz der natürlich angesamten Laubbäume durch hölzerne Wildschutzgatter, kleinräumige Initialpflanzungen von Laubbäumen, Verschluss von Entwässerungsgräbern sowie dauerhafte Nutzungseinstellung. Über ein langjähriges Waldmonitoring sowie die digitale Aufstellung der Liegenschaftsverwaltung wird die Entwicklung der Naturwälder begleitet und gesteuert. Die Zivilgesellschaft ist über die engagierte Mitarbeit von Ehrenamtlichen vor Ort, öffentliche Führungen sowie Paten eingebunden, die Patenschaften für einzelne Waldhektar übernehmen.
Details
- Projektträger:
- NABU-Stiftung Nationales Naturerbe
- Adresse:
- Albrechtstr. 14
10117 Berlin - Förderprogramme:
Förderung des NaturschutzFonds Brandenburg bei einzelnen Flächenkaufen zu Projektbeginn
ELER-Förderung Land Brandenburg für Maßnahmen des Waldumbaus
Übertragung von Land aus dem Programm des Nationalen Naturerbes der Bundesregierung
Projektbeschreibung
Das rund 990 ha große Naturschutzgebiet „Biesenthaler Becken“ umfasst ein glaziales Gletscherzungenbecken, das mit Mooren, naturnahen Gewässern, artenreichen Laubmischwäldern und Trockenrasen wertvolle Lebensräume aufweist. Das Gebiet ist mit 963 ha als namensgleiches FFH-Gebiet ausgewiesen. Hainsimsen-Buchenwald, Waldmeister-Buchenwald, Moorwälder wie Erlen- und Eschenwälder sowie fließbegleitende Weichholzauewälder sind die wertbestimmenden Wald-Lebensraumtypen des Biesenthaler Beckens. Wie in so vielen Naturschutzgebieten ist auch im Biesenthaler Becken die forstliche Nutzung der Wälder zugelassen. Diese historischen sowie aktuellen Nutzungen sowie die Entwässerung grundwassernaher Standorte haben zu einer Beeinträchtigung der Wälder geführt. So herrschen auf 42 % des Gebietes Nadelwälder wie Kiefern- und Lärchenforste vor, nur 26 % sind von Laubwald bzw. Laubmischwäldern bedeckt.
Die NABU-Stiftung engagiert sich seit 2002 im Sinne der NSG-Verordnung und der FFH-Richtlinie für die Erhaltung, Wiederherstellung und naturnahe Entwicklung der Lebensräume im Biesenthaler Becken. Ihre Ziele sind insbesondere die Wiederherstellung standorttypischer, arten- und nischenreicher Laubwaldgesellschaften auf trockenen und feuchten Standorten, der Rückbau von Beeinträchtigungen des Wasserhaushaltes sowie die Nutzung der Landschaftspotenziale für den Klimaschutz. Sie verfolgt dabei einen auf Dauerhaftigkeit ausgerichteten Ansatz, denn Waldökosysteme entwickeln sich nur über sehr lange Zeiträume. Zudem steigt die wirtschaftliche Attraktivität von Waldökosystemen im Laufe der Zeit, weshalb das Erreichte nicht nur über Jahrzehnte, sondern auch über Jahrhunderte vor Nutzungsinteressen abgesichert werden muss. Langfristig wird darauf abgezielt, im gesamten Naturschutzgebiet ungenutzte Naturwälder wiederherzustellen und dauerhaft abzusichern. Das Projekt ist zeitlich unbefristet angelegt.
Die NABU-Stiftung erwirbt als Ausgangspunkt ihres Engagements Land und konnte seit 2002 rund 130 Kaufverträge im Biesenthaler Becken abschließen. Inzwischen schützt sie 471,95 ha in ihrem Eigentum, worunter sich 307,9 ha Wald befinden.
Langfristiges Ziel im Wald ist der Aufbau dauerhaft ungenutzter, altholz- und totholzreicher, standorttypischer Laubwald-Gesellschaften als Lebensraum für eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt mit Vertretern wie Mopsfledermaus, Mittelspecht und holzabbauenden Käfern.
Für 169,3 ha des Stiftungswaldes konnte dieses Ziel bereits erreicht werden, entweder, weil der Zielzustand bereits bei Kauf vorlag oder weil dieser mithilfe von ökologischen Waldumbaumaßnahmen erreicht werden konnte. Diese Stiftungswälder werden in der NABU-Stiftung als naturnahe Buchenmischwälder und Moorwälder gesichert und dem Prozessschutz überlassen.
138,6 ha Stiftungswald befinden sich derzeit in einer Umbruchsphase, in der die NABU-Stiftung mit Methoden des ökologischen Waldumbaus die Waldentwicklung fördert. Die Maßnahmen wirken darauf hin, dass aus naturfernen Nadelholzkulturen naturnahe Laubwaldgesellschaft mit ausreichender Naturdynamik entstehen, sodass auch diese Waldbereiche der ungestörten Naturentwicklung überlassen werden können. Insgesamt sollen alle aktuell im Eigentum der NABU-Stiftung liegende 307,9 ha Wald sowie alle noch hinzukaufbaren Waldflächen zu unbeeinflussten Naturwäldern werden.
Folgende Maßnahmen werden in der Umbruchsphase für die Stimulation der naturnahen Waldentwicklung genutzt: Bei Nadelholz-Monokulturen (Kiefern/Lärchen) erfolgt bei dichtstehenden Kulturen ohne natürliche Laubbaumansamung im Unterholz eine initiale Entnahme von Nadelhölzern, um die natürliche Ansamung von Laubbäumen zu fördern. Diese Ansamung wird im Bedarfsfall durch eine Holzgatterung unterstützt, um den Wildverbiss zu reduzieren. Erst wenn diese Ansamung nicht innerhalb einiger Jahre erfolgt, werden junge Laubbäume je nach standörtlichen Gegebenheiten gepflanzt, wobei anstelle von flächendeckendem Laubholz-Unterbau rund 100-500 qm große Initialpflanzungen in Hordengatter gepflanzt werden. Seit Projektbeginn wurden 14 solcher Schutzgatter aufgebaut und nach Erreichen der Verjüngung zum Teil auch schon wieder abgebaut.
Zur Wirkkontrolle erfolgt ein Waldmonitoring auf 124 Probekreisflächen, auf denen im 10-Jahres-Rhythmus waldökologische Daten wie Brusthöhendurchmesser, Totholzanteil, Gehölzarten und ökologische Nischen wie Baumhöhlen oder Zwirbel erfasst werden. Die Ersterfassung erfolgte 2006/2007, die Zweiterfassung fand 2018 statt mit 2.490 erfassten Bäume. 2021 wurde das Fledermausvorkommen kartiert, das mit 15 der 18 in Brandenburg vorkommenden Fledermausarten nachwies (darunter Mopsfledermaus und Bechsteinfledermaus). Über Wiederholungskartierungen können künftig Veränderungen der Fledermausfauna auch als Reaktion auf die zunehmende Naturnähe des Waldes nachgewiesen werden.
Zur Förderung ihrer Feuchtwälder ließ die NABU-Stiftung 2020 15,5 ha Moorbirkenwald und Erlenbruchwald wiedervernässen.