Ein winziger Trieb einer Pflanze sprießt aus einem vermoosten Boden hervor
Foto: iStock.com/oluolu3

Ökosysteme in Deutschland

Diese Ökosysteme stehen im Fokus

Auch in Deutschland befinden sich zahlreiche Ökosysteme in einem schlechten Zustand. Die Maßnahmen der UN-Dekade zur Wiederherstellung von Ökosystemen in Deutschland zielen daher auf die Erhaltung und Wiederherstellung heimischer Ökosysteme ab. Sie sollen dazu beitragen, die lebenswichtigen ökologischen Funktionen für Mensch, Natur und Klima zu reaktivieren und zu fördern.

Zu den konkreten Aktivitäten zählen vielfältige Maßnahmen, die in Abhängigkeit vom individuellen Zustand auf unterschiedlichen Ebenen zur Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen beitragen: von der Reduzierung gesellschaftlicher Einflüsse über Projekte zur Umweltsanierung und Renaturierung bis zur vollständigen ökologischen Wiederherstellung des jeweiligen Ökosystems.

Luftaufnahme eines Flusses, der schlängelnd durch einen Wald fließt
Foto: iStock.com/Animaflora

Wälder

Wälder beheimaten die größte Artenvielfalt unserer Erde und leisten einen enormen Beitrag zur Klimaregulierung. Allein deutsche Wälder entziehen der Atmosphäre jedes Jahr in etwa 62 Millionen Tonnen CO2 und speichern den Kohlenstoff in Holz und Boden. Gleichzeitig tragen sie maßgeblich zur Sauerstoffbildung bei und nehmen eine zentrale Funktion im natürlichen Wasserkreislauf ein. Auf lokaler und regionaler Ebene beeinflussen Wälder die Umgebungstemperatur und die Sauberkeit unserer Luft.

Viele Waldgebiete in Deutschland sind in den vergangenen Jahren durch Trockenheit, Stürme und Schädlingsbefall stark beeinträchtigt worden und können vielerorts ihre natürlichen Ökosystemleistungen nicht mehr erbringen. Weitsichtiges Handeln ist hier gefragt, um unsere Wälder widerstandsfähiger zu machen gegenüber klimatischen Veränderungen, damit sie ihre wichtigen Funktionen auch in Zukunft erfüllen können.

Exemplarische Maßnahmen zur Renaturierung von Wäldern sind die Erhaltung und Förderung von Strukturelementen, die Fokussierung auf heimische Baumarten und der vorrangige Einsatz natürlicher Prozesse – etwa der Naturverjüngung anstatt der Pflanzung. Indem Monokulturen vermieden werden, kann die Biodiversität gesteigert und die Resilienz des Waldes gegenüber Störungen verbessert werden. Eine Erhöhung des ökologisch wertvollen Totholzanteils trägt ferner zur Erhaltung des Nährstoffkreislaufes bei. Weitere Maßnahmen stellen die Zulassung des Prozessschutzes für Waldgebiete, die Anerkennung von Störungen als natürliche Prozesse in der Waldsukzession sowie der Ausschluss von 5 Prozent der deutschen Waldfläche aus der forstlichen Nutzung dar.

Eine Schaf- und Ziegeherde grast neben Bäumen auf einer Wiese
Foto: iStock.com/Fotofreak75

Kultur- und Agrarlandschaften

Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands ist landwirtschaftliche Nutzfläche. Dazu zählen bewirtschaftete Agrarflächen, aber auch Kulturlandschaften wie Heiden, Trockenrasen, Streuobstwiesen und Almen. Landschaftselemente wie Feldraine und Hecken, Feldgehölze und Baumreihen sowie Trockenmauern bieten vielen Pflanzen und Tieren wichtige Lebensräume. Die Gestaltung und Bewirtschaftung dieser Flächen hat eine große Bedeutung für die Erhaltung und Wiederherstellung von Ökosystemen.

Extensive Bewirtschaftungsformen bilden dabei häufig ein zentrales Element. Humuserhalt und -aufbau im Ackerland verbessern nicht nur die Bodenfruchtbarkeit, sondern können auch die Fähigkeit der Böden, Kohlenstoff zu speichern, erhöhen. Auch der Erhalt und die Pflege von Dauergrünland leistet einen wertvollen Beitrag zur Speicherung von Kohlenstoff. Durch die Anreicherung mit Landschaftselementen mit großer biologischer Vielfalt können Agrarlandschaften als Lebensraum attraktiver werden; dazu gehören unter anderem Pufferstreifen, Rotationsbrachen oder rotationsunabhängige Brachen, Hecken, nichtproduktive Bäume, Trockenmauern oder Teiche.

Ein wiedervernässtes Moor mit einem großen Vorkommen an Schmalblättrigem Wollgras
Foto: Norbert Arndt

Moore und Feuchtgebiete

Moore sind einzigartige Lebensräume und beheimaten seltene Arten, die speziell an die besonderen Umweltbedingungen dieser Ökosysteme angepasst sind. Intakte Moore haben eine regulierende Wirkung im Wasser- und Nährstoffhaushalt, kühlen das lokale wie regionale Klima durch Verdunstung und tragen zum Hochwasserschutz bei. Als wertvolle Langzeitspeicher für Kohlenstoff kommt Mooren neben Wäldern eine große Bedeutung für das globale Klimasystem zu, da sie wie die Wälder CO2 aus der Luft entnehmen und den darin enthaltenen Kohlenstoff in Form von Torf im Moorboden binden.

Heute sind etwa 95 Prozent der Moorlandschaften in Deutschland entwässert. Sie sind bebaut oder befinden sich in land- bzw. forstwirtschaftlicher Nutzung. Durch Wiedervernässung der Moorböden können die natürlichen Funktionen von Mooren vielfach wiederhergestellt werden.

Fünf Seehunde liegen an der Küste des Wattenmeers
Foto: iStock.com/nadia2270

Meere und Küsten

Für eine Vielzahl hochspezialisierter Pflanzen- und Tierarten stellen Meere und Küsten besondere Lebensräume dar. Für uns Menschen erfüllen sie zugleich wertvolle Ökosystemleistungen: Meere sind eine wichtige Nahrungsquelle, Küsten schützen vor Sturmfluten und Hochwasser und dienen auch als Erholungsraum. Meere und Küsten leisten zudem einen wichtigen Beitrag zum natürlichen Klimaschutz: Sie regulieren den Kohlenstoffdioxid-, Temperatur- und Sauerstoffhaushalt und bilden mit Seegraswiesen und Riffen wertvolle Kohlenstoffsenken.

Verschiedene wirtschaftliche Aktivitäten belasten unsere Meere und Küsten. Überfischung kann zu einer Dezimierung von Fischbeständen führen. Der Klimawandel erwärmt die Meere, begünstigt deren Versauerung und lässt den Meeresspiegel ansteigen. Durch den Eintrag von Nähr- und Schadstoffen, (Plastik-)Müll und die Verbreitung invasiver Arten geraten marine Arten und ihre Lebensräume sowie die Küstenlandschaften zusätzlich unter Druck. Nachhaltiges Handeln ist gefragt, um diese wichtigen Ökosysteme dauerhaft zu erhalten.

Flussauenlandschaft mit Bäumen, weiten Wiesen und Schilfrohr
Foto: Thomas Hinsche

Gewässer und Auen

Flüsse, Bäche und Seen erfüllen im Zusammenspiel mit intakten Flussauen wichtige Funktionen für Mensch und Natur. Flussauen sind natürliche Überschwemmungsgebiete und leisten damit einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz. Sie fungieren als Grundwasserreservoir, filtern Sedimente und gelöste Nährstoffe aus dem Wasser und tragen als lebendige Kohlenstoffspeicher zum natürlichen Klimaschutz bei. Gleichzeitig sind sie Lebensraum vieler Tier- und Pflanzenarten, die an die Bedingungen dieser Ökosysteme angepasst sind.

Die Besiedlung und landwirtschaftliche Nutzung durch den Menschen haben Flüsse und Auen in Deutschland stark geprägt. Bei rund einem Viertel der Flussauen besteht die Notwendigkeit, naturnahe Strukturen mit ihren Vorteilen für die biologische Vielfalt sowie den Hochwasser- und Klimaschutz wiederherzustellen.

Naturnahe Blühstreifen vor einer Reihe von Gebäuden
Foto: iStock.com/querbeet

Städte und urbane Landschaften

Städtische Ökosysteme wie Parks, Grünflächen und Gärten leisten wertvolle Beiträge zum Erhalt biologischer Vielfalt, machen besiedelte Gebiete widerstandsfähiger gegen den Klimawandel und tragen als Erholungs-, Freizeit- und Erlebnisräume unmittelbar zur Gesundheit der Bevölkerung und Verbesserung der Lebensqualität bei. Darüber hinaus erfüllen naturnah gestaltete Stadtflächen – öffentlich wie privat – wertvolle Ökosystemleistungen zur Säuberung von Luft, Sicherung funktionsfähiger Böden und Gewässer, Temperaturregulation und Versorgung mit Nahrungsmitteln.

Im Rahmen des Masterplans Stadtnatur unterstützt das Bundesumweltministerium Städte und Kommunen bei der Erhaltung und Entwicklung lokaler Stadtnatur. Ziele sind unter anderem die naturnahe Gestaltung und fachgerechte Pflege städtischer Grün- und Freiflächen, die gezielte Förderung siedlungstypischer, seltener oder gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und chemische Dünger. Mit verschiedenen Kommunikationsmaßnahmen im Rahmen von Förderprojekten werden zudem Beiträge zur Bewusstseinsbildung geleistet, um Akteure wie Bürgerinnen und Bürger, Politik, Wirtschaft und Verbände für die ökologische Bedeutung der Stadtnatur zu sensibilisieren.

Anmelden zum Newsletter

Bleiben Sie auf dem Laufenden: Die Aktivitäten zur UN-Dekade stehen noch am Anfang und werden schrittweise um neue Maßnahmen erweitert. Über unseren Newsletter bleiben Sie informiert.

Ich möchte den Newsletter der UN-Dekade erhalten und akzeptiere die Datenschutzerklärung. Sie können sich jederzeit über den Link in unserem Newsletter abmelden.

* Pflichtfelder